asdf
 

Das Sperrige in Kunst und Religion

ST. VIRGIL / KARDINAL KÖNIG KUNSTPREIS

29/11/15 Am Freitag (27.11.) hat Julia Haller in Salzburg den Kardinal König Kunstpreis entgegen genommen. In einer Ausstellung im Seminar- und Bildungszentrum St. Virgil sind die von der Jury in die engere Auswahl genommenen Arbeiten zu sehen.

In seiner pointierten Begrüßung verwies Prälat Johannes Neuhardt, der Initiator und Stifter des Kardinal-König-Kunstpreises, auf die Notwendigkeit, sich auch mit dem Sperrigen, nur schwer Durchschaubaren auseinanderzusetzen. Fällt einem da nicht auch der Weg des Glaubens ein?“, fragte er im Hinblick auf den „schwierigen Jesus“. Auch die diesjährige Preisträgerin kümmere sich „wenig um Schemata“, und die Aussage ihrer Arbeiten offenbare sich alles andere als „auf den ersten Blick“.

Das sah auch die Jury so, die im Werk der 1978 in Frankfurt am Main geborenen Künstlerin eine „radikal neue Bildrhetorik jenseits von Erzählung oder Imagination“ fand. „Sie malt, was man zu sehen vermeint; sie beschreibt, was man zu erkennen glaubt – es sind Zeichen einer Freiheit, einer Befindlichkeit, die sich nicht um tradierte Inhalte oder formale Schemata kümmert.“ Changierend zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren, argumentierend „mit Bildresten und ikonographischen Verweigerungen“ stehe das OEuvre von Julia Haller „für eine einzigartige Position und eine kompromisslose Haltung in der heutigen malerischen Praxis“.

Die 22 heuer nominierten Künstlerinnen und Künstler: Anna-Sophie Berger, Verena Dengler, Michael Fliri, Thomas Gänszler, Nilbar Güreş, Julia Haller, Markus Hofer, Markus Jeschaunig, Barbara Kapusta, Zenita Komad, Ulrike Königshofer, Marianne Lang, Sonia Leimer, Niklas Lichti, christoph mayer chm., Richard Nikl, Maruša Sagadin, Judith Saupper, Liddy Scheffknecht, Philipp Timischl, Christina Tsilidis, zweintopf.

„So vielfältig die Arbeiten auch sind, sie alle hinterfragen unsere Wahrnehmungsmuster und erweitern die Gattungsgrenzen“, sagt Antonia Gobiet, Geschäftsführerin des Kardinal-König-Kunstpreises und Kuratorin der Ausstellung in St. Virgil. Ein Ausstellungsrundgang vermittle „einen formidablen Überblick zur jungen österreichischen Kunstszene und ihre unterschiedlichen Positionen. Fotografie trifft auf Architektur, Architektur auf Zeichnung, Zeichnung auf Skulptur, Skulptur auf Malerei, Malerei auf Objektkunst, Objektkunst auf Sprache, Sprache auf Raum“.

Zwischen zwei Sichtbetonsäulen leuchten auf einer gleißend weißen Wand die preisgekrönten Arbeiten von Julia Haller in tiefem Schwarz. Ein zarter Schimmer liegt über der dunklen Textur der fünf „Zeichnungen“, die das Medium Malerei radikal umdeuten. Die dicken Pinselstrichspuren des grundierenden Auftrags verraten eine selbstbewusste Geste. Daneben scheinen die feinen Kratzer, die eingeritzten Striche zuerst vage. Erst beim Näherkommen werden sie fassbar. „Sie haben etwas Geheimnisvolles an sich und wirken auf mich wie eine Spurensuche“, sagt Antonia Gobiet. Die zarten Linien fließen aus den einzelnen Bildern hinaus und in die anschließenden Bildränder hinein und werden zugleich im Fluss unterbrochen. Doch trotz der Trennung durch Bildrahmen ist offensichtlich und deutlich spürbar, dass die fünf getrennten Bilder ein Ganzes ergeben.

Der 100. Geburtstag von Franz Kardinal König, dem Namengeber für den Fonds, wurde zum Anlass genommen diesen Kunstpreis am 3. August 2005 erstmals zu vergeben. Alle zwei Jahre wird er ausgelobt. Der Preis ist mit 11.000 Euro dotiert. (Kardinal König Kunstpreis/dpk)

Zur Ausstellung in St. Virgil ist ein Katalog im Müry Salzmann Verlag erschienen. Sie ist bis 27. Jänner zugängig, von 21. bis 28. Dezember aber geschlossen – www.kardinalkoenig-kunstpreis.at
Bilder: Erzdiözese Salzburg (1); Galerie Nagel Draxler, Till Megerle (1)

 

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014