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Schlangen und ein goldenes Hundehäufchenkraft

GROSSER KUNSTPREIS DES LANDES

16/02/22 Laokoon ist zwar selbst nicht da, aber die Schlangen könnten einem, wären sie echt und beweglich, schon Furcht einjagen. Nicht nur die beiden riesigen, die Gerold Tusch an einer Wand in der Galerie Kunst im Traklhaus gehängt hat.

Von Reinhard Kriechbaum

Zwei weitere Schlangen liegen davor, zusammengerollt auf niedrigen Nierentischen. Wer weiß, wie lange die wären, wenn sie sich aufrollten. Das ist aber nicht zu befürchten, denn wer Gerold Tusch kennt, weiß ja: Dieser Salzburger Künstler arbeitet in Keramik. Nichts ist davor gefeit, von ihm in Ton nachgeformt zu werden und so eine Metamorphose – sinnlich und im Sinn – durchzumachen.

Tusch ist einer von jenen, die zur Zeit in der Galerie Kunst im Traklhaus ausstellen und für den Großen Kunstpreis des Landes in Frage kommen. Es ist mit 15.000 Euro die höchst dotierte Auszeichnung für Bildende Kunst des Landes Salzburg. Sie wird alle vier Jahre vergeben, abwechselnd mit Literatur, Musik und darstellender Kunst. Um den Großen Kunstpreis bewirbt man sich nicht, man wird von einer Jury nominiert. Sie hat dazu nicht die konkreten Werke, die jetzt im Traklhaus zu sehen sind, vor Augen, sondern eher das jeweilige Gesamtwerk. Die Jurorinnen schauen sich die konkreten Arbeiten jetzt an und entscheiden dann, wer den Kunstpreis tatsächlich bekommen soll. Zur Auswahl stehen Peter Brauneis, Gunda Gruber, Thomas Hörl, Ursula Hübner, Emma Kersten-Weymayr, Sigrid Kurz, Michael Mauracher, Sina Moser, Markus Proschek, Ashley Hans Scheirl und Gerold Tusch. Der Preis wird am 3. März übergeben.

Logischerweise gibt es keine inhaltlich oder stilistisch verbindenden Linien zwischen den sechs Künstlerinnen und fünf Künstlern (geradezu vorbildlich gender-paritätisch!), sondern elf Einzelpositionen. Kein Wunder, dass Thomas Hörl sich wieder einmal mit dem Tresterer-Brauchtum befasst, das ist seit Jahren ein für ihn wichtiges Thema künstlerisch-multimedialer Auseinandersetzung. Gülden glänzt es auf einem sanfblauen riesigen Bild von Ashley Hans Scheierl: Als The Alchemist’s Fetish entpuppt sich ein goldenes Hundehäufchen. Großformatig auch die Gemälde von Peter Brauneis – Motive aus dem urbanen Nirgendwo, auf die man sich schwer einen Reim macht. Und a propos Großformat: Sina Mosers Collage Siamo tutti connessi ist ein Wimmelbild von Promis. Diese Arbeit, die von Installationen und Video begleitet wird, fordert dazu auf, über Verbindungen – und auch Trennendes – nachzudenken. Auch Ursula Hübner nutzt die Collagetechnik, entwirft in Zeichenblattgröße Wohnraum-Designs, die natürlich von den jeweiligen Moden beeinflusst sind.

Fotografisches zeigt Gunda Gruber, sie druckt Atelieraufnahmen auf Zeitungspapier. Kann, soll sich ein Künstler tagesaktuellen politischen und sozialen Fragen entziehen, ist die Frage, die solche Collagentechnik suggeriert. Sigrid Kurz hat auch fotografiert, mit dem Handy, plan- und ziellos angeblich. Dabei hat sie Darüber hinaus getroffen – zielsicher voll daneben auf Details und Absonderlichkeiten von Alltagsdingen. Michael Mauracher fotografiert ein Leben lang, und wie er mit dem Auge durch den Sucher der Kamera schaut, hat das tatsächlich etwas Gestriges. Auge und Fotoapparat haben viel miteinander zu tun, wenn man mit beidem Kunst macht...

Bei Hieronymus Bosch setzt Emma Kersten-Weymayr an, Deconstructing Hieronymus kann man als Totentanz-Paraphrase sehen. Markus Proschek zeigt in fotorealistischer Manier Wände, von denen mehrere Schichten Plakate heruntergerissen scheinen – eine Art Trompe-l'oeil-Effekt. Disparates wird nebeneinander sichtbat und regt dazu an, sich Gedanken zu machen.

Großer Kunstpreis des Landes  bis 5. März im Traklhaus  auf der Webiste ist auch ein virtueller Ausstellungsrundgang via Youtube zu sehen www.salzburg.gv.at 
Bilder: Galerie Cone Wien Berlin (1); Kunst im Traklhaus (2)
 

 

 

 

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