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Es geht auch an der Galerietür

GALERIE WELZ / NIEVES S.

09/12/21 Einen Click & Collect Service erwartet man  ja eher im Lebensmittel- Bekleidungs- oder Buchhandel. Aber auch das Galeriewesen spielt sich längst zu einem Gutteil online ab. Die Galerie Welz bietet Click & Collect.

Von Reinhard Kriechbaum

Beobachtung dieser Tage bei einem Spaziergang durch die menschenleere Sigmund-Haffner-Gasse: Die Galerie Welz muss geschlossen bleiben, wogegen der Goldschmied ein paar Häuser weiter sehr wohl sanft hämmernd und lötend in seinem Geschäftslokal sitzt und durchaus einzelne Besucher einlassen darf. Wie ist das eigentlich mit dem erlaubten Offenhalten für jene Branchen, in denen Kundenberatung im Zentrum steht? Kunstgalerien wären diesbezüglich eigentlich erste Adressen gewesen...

Manche politischen Ratschlüsse sind unergründlich und ärgern auch Leute, die grundsätzlich schon überzeugt sind von Lockdowns und anderen Einschränkungen. Aber das hat ja jetzt wieder ein Ende, ab Montag (13.12.) ist man nicht mehr auf Click & Collect angewiesen.

Die 1976 in Les Lilas (Frankreich) geborene Künstlerin Nieves S(alzmann), die an der Ècole des Beaux Arts in Paris studierte und dort nach wie vor lebt und arbeitet, spaziert gerne durch urbanes Niemandsland. Randbezirke, Industriegebiete und andere Un-Orte haben es ihr angetan. Menschen kommen in ihren Bildern nicht vor.

Umso freier ist der Blick auf Perspektiven, die sich irgendwo in der Tiefe im Nichts verlieren. Schwarz , Grau , Grün , Ockergelb und Weiß – es ist keine knallige Farbe in diesen oft eigenwillig geometrisch-konstruiert wirkenden Anti-Veduten. Fluchtlinien, Schrägen, Horizontalen und Vertikalen, ein wenig wähnt man sich bei Gödel-Escher-Bach, aber in einer sehr poetischen Wirrnis.

Gerne nutzt Nieves S. unterschiedliche Bildträger ihre Architekturlandschaften können auf Leinwand, Holz, Pauspapier, Plexiglas und recycelten Materialien entstehen. Sogar Holztüren bemalt sie – jene in der Welz-Schau sind wohl ausrangiert worden, weil eine Breite von 52 Zentimetern längst allen baulichen Richtlinien widerspricht. Für die gestaltung ist ein so extremes Hochformat natürlich neine Herausforderung.

Die Künstlerin meint dazu: „Die Perspektiven, die Straßen, die Spuren, die durchgehenden Linien, die in die Ferne ziehen, die sich der Beobachter gedanklich bildet, faszinieren meine Vorstellungswelt. Die Eigenart dieser Stadtlandschaften, der Randgebiete, des Niemandslandes sprechen mich an. Ebenso auch das Schreiten und die ständige Bewegung, die man in diesen identitätslosen Räumen spürt. Sie tragen eine starke Geschichte mit sich, die ich versuche auf Leinwand, Holz und Plexiglas zu übertragen.“ Im ersten Stock geht die Galerie Welz mit Paul Flora ins neue Jahr, und das ist nahe liegend, denn 2022 jährt sich sein Geburtstag zum hundertsten Mal. Ein schöner Schaffens-Querschnitt mit Harlekins und Raben, mit Reitern auf imaginären Piazzi, mit magischen Landschaften und ihren verschrobenen Bewohnern – alles halt, wofür man Flora seit je her liebt.

Virtuelle Rundgänge durch die Ausstellungen Nieves S. und Paul Flora – bis 22. Jänner – galerie-welz.at
Bilder: Galerie Welz

 

 

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