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Echte und hybride Kurse – Hauptsache kreativ

SOMMERAKADEMIE FÜR BILDENDE KUNST

27/08/21 Der Zufall will es, dass wir einen der ältesten Teilnehmer und eine der jüngsten Teilnehmerinnen an der internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst im gleichen Raum auf der Festung antreffen. Die Sommerakademie geht morgen Samstag (28.8.) zu Ende.

Von Reinhard Kriechbaum

Peter Gatscha ist gerade dabei, vor seinen Staffeleien zusammen zu kehren. Er ist ja nicht nur einer der Ältesten in der Runde, sondern gewiss auch der fleißigste. Gleich drei Kurse hat er in diesem Sommer hintereinander besucht. Zuletzt war er in der Malereiklasse von Nadira Husain und Flora Klein. Dort war auch die erst siebzehnjährige Lara Herzog dabei. Sie hat sich in der Kantine nach Details umgesehen und aus den Sachen dort ihre sehr realistische eigene Dingwelt in vielen Blättern geschaffen. Mit dem Zentimeterband hängt sie sie gerade auf – heute Freitag (27.8.) ist ja von 16 bis 20 Uhr Open House. Das heißt: Unter der neuen Leiterin Sophie Goltz sind es einige „Open Studios“.

Ganz oben im Haus hatte die indonesische ruangrupa ihre Zelte aufgeschlagen. Das ist eine Non-Profit-Organisation, die einen möglichst globalen und interdisziplinären Blick auf die Kunst erzielen möchte. Da geht es zum Beispiel um Werte, Ökologisierung, soziale und ökonomische Prozesse – wie sie ineinandergreifen und wie sie in unterschiedlichen Regionen wahrgenommen werden und einander beeinflussen. Da ist offenbar ganz viel diskutiert worden, denn an der Wand hängen keine Kunstwerke, sondern Papierbögen, auf denen Ideen, Notizen und dergleichen notiert wurden. Wer sich darauf einlässt, muss schon sehr viel einschlägiges Interesse und noch mehr Zeit zum Nachlesen mitbringen. Ob das jemand heute bis 20 Uhr hinkriegt?

Da sind die Arbeiten der Klasse von Rosella Biscotti schon viel Betrachter-freundlicher. Unter dem Motto Making Spatial Stories ging es da im Grenzbereich zwischen Installation und Bildhauerei darum, dem urbanen Raum – zum Beispiel Salzburg – Geschichten abzulauschen und dazu seine Gedanken spielen zu lassen. Völlig unterschiedliche Dinge sind herausgekommen. Eine Teilnehmerin hat rote Fäden hergenommen und einen Stadtplan, ein vollgeschriebenes Notizbuch und allerlei Fundstücke (sogar einen Fichtenzapfen und einen Fensterstern) miteinander verbunden. Wieder ein anderer Teilnehmer, offenbar ein leidenschaftlicher Modellbastler, hat ein Papier-Kirchenmodell konstruktiv verfremdet. Man denkt sofort an St. Michael am Residenzplatz. Wenn ein Architekt das nachbauen würde dort!

Die Griechin Christiana Dimitriadis hat eine Fotoklasse geleitet. Es war heuer ja so, dass viele Kurse in hybrider Form stattfanden, also auf der Festung, aber auch online. Da ist eine Russin daheim im Glashaus gesessen. Ihre dort entstandenen Fotomontagen – es geht ums Thema Freiheit – kann man auf dem Apple anschauen. Aber die meisten Teilnehmer waren ja doch anwesend in Salzburg, obwohl die Drop-out-Quote heuer auffallend hoch war. 306 Leute hatten sich angemeldet, 240 Leute aus sechzig Ländern sind schließlich gekommen. Sechzehn Kurse gab es (einer wurde abgesagt), sie dauerten zwischen ein und vier Wochen. Das Durchschnittsalter der Studierenden lag bei 35 Jahren. Im Durchschnitt nahmen fünfzehn Leute an einem Kurs teil.

Heute Freitag (27.8.) bis 20 Uhr kann man also die erwähnten Klassenarbeiten noch auf der Festung sehen, bis morgen Samstag (28.8.) sind noch Ergebnisse der Kurse Shezad Dawood (Intallation, Mixed Media) und Christian Nyampeta (Poetik, Performance) online zu sehen.

Sommerakademie-Leiterin Sophie Goltz lobt, wie gut die Zusammenarbeit mit Salzburger Einrichtungen (Kunst im Traklhaus, Stadtgalerie, Zwerglgarten, Kunstverein, Galerie Ropac, Fotohof) funktioniert hat. So könnte sich vorstellen, dass man Sommerakademie-Lehrende dort auch unterm Jahr ein Podium bietet. Die Ausstellungen und Veranstaltungen der Sommerakademie haben 2.800 Leute besucht, weitere vierhundert Zugriffe gab es online. Die Dokumentationsvideos auf Youtube wurden bisher 1.800 Mal abgerufen. Die Mischung aus Liveveranstaltung und hybriden Angeboten habe sich bewährt, sagt Sophie Goltz. Man wird das wohl beibehalten so, weil an ein Pandemie-Ende nächstes Jahr scheint sie nicht wirklich zu glauben.

Und a propos Covid-19: Das ging an der Sommerakademie in den sechs Kurswochen glücklicherweise komplett vorüber. Über achtzig Pozent der Teilnehmer waren geimpft, und alle (auch die Geimpften) wurden drei Mal pro Woche getestet. Und man hat Masken getragen.

www.summeracademy.at
Bilder: dpk-krie

 

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