polymorph pervers

FÜNFZIGZWANZIG / VLASCHITS / A BODY THAT LASTS

09/02/21 Alles ist rund. Alles fließt. Drei riesige Wesen haben sich nebeneinander hingelegt. Schauen verschlafen Richtung Residenzplatz. Sind Trägerinnen von 19 Gemälden... Die Fünfzigzwanzig zeigt neue Gemälde von Marianne Vlaschits. Im Ausstellungsraum hinter dem Dom verschmelzen Bild und Raum.

Von Hildegund Amanshauser

Warme Braun-, Orange- und Rosatöne ziehen hinein in andere Welten voll organischer Formen, Weichheit und Wärme. Die Installation umfängt, lässt die Betrachterin, den Betrachter in eigene assoziative Welten eintauchen. Trägt sie in die Zukunft, in der Geschlechter verschwimmen und Pflanzen, Tiere und Anorganisches ineinanderfließen.

Die runden und ovalen Bilder unterschiedlicher Größen weisen ebenso wie die Trägerkonstruktion keinen rechten Winkel auf. Sie stehen in einer surrealistischen, phantastischen Malereitradition und erinnern an Arbeiten des kubanischen Künstlers Wilfredo Lam oder des Schweizers HR Giger.

Und doch sind sie ganz gegenwärtig, in einem Heute verankert, in dem Sexualität, Geschlechtlichkeit und die Verbindung des Menschen zur Natur, der organischen wie der anorganischen, neu gedacht und definiert werden. Der Blick der Bilder auf den  Körper ist „polymorph pervers“, ein Begriff den Sigmund Freud der kindlichen Sexualität zuordnet, in der alle Körperteile libidinös besetzt werden können, eine Sexualität jenseits der Scham, offen und flüssig.

Die Autorin Barbara Zeman in freier Assoziation zu den Arbeiten: „Alle Portale meines Körpers stehen offen. Und alles, was mich denken kann, tritt in mich ein. Ich bin so schnell, nur durch Gedanken zu erreichen. Sie kommen durch meinen Mund, die Lippen sind lang verschwunden, auch durch den Nabel, durch die zwei alten Löcher von der Nase, an Geschlechtern vorbei.“ Und weiter: „Der einzige Weg, die alten Träume aufzurütteln, ist die Nähe von einem schwarzen Loch. Das weckt sie. Spür ich sie glimmen, leicht rumoren.“

Marianne Vlaschits, Jahrgang 1983, lebt in Wien. In einem atuellen Trend Ranking österreichischer Kunstschaffender unter Vierzig nimmt sie Rang 14 ein. Karolina Radenković, die Leiterin der Fünfzigzwanzig, zur aktuellen Schau mit den so präsenten, wie schwerelosen Wesen: „So möchte man glauben, dass Marianne Vlaschits Schlafende von einer Zukunft berichten, die uns bevorsteht. Doch der Ruhezustand dieser Wesen deutet nicht nur auf eine Erholungsphase einer bereits getätigten Reise hin, sondern auch auf ihren nächsten Aufbruch in noch nicht bekannte Welten. Sie befinden sich in einer Zwischenstation von bereits Dagewesenem und noch nicht Erzähltem.“ 

Die Ausstellung Marianne Vlaschits - A Body That Lasts ist bis 25. Februar in der Galerie 5020 zu sehen – 5020.info
Bilde: Fünzigzwanzig / Rainer Iglar