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Das Äußere vom Inneren des Heuballens

MUSEUM DER MODERNE / AUSSTELLUNG / NOT VITAL. IR

10/02/21 Nähert man sich dem Museum der Moderne zu Fuß, begegnet man seit vielen Jahren dem Schlafenden Haus. Das istder löchrige rostige Kegel, der zehn Meter in die Höhe spitzt. Endlich kann man aber auch wieder ins Gebäude hinein. Das Museum der Moderne Mönchsberg zeigt die erste Einzelausstellung des Schweizer Künstlers Not Vital in Österreich.

Von Hildegund Amanshauser  

Der Bildhauer und Zeichner Not Vital ist in Salzburg kein Unbekannter, stellt er doch seit 1988 regelmäßig in der Galerie Ropac aus. Auch das Schlafende Haus war zehn Jahre eine Dauerleihgabe der Galerie Ropac und wurde kürzlich als deren Schenkung in die Sammlung des Museums der Moderne integriert. Schön ist, dass die Skulptur seit Juni 2020 gelegentlich auch wieder „schläft“: Immer wenn das Museum geschlossen ist, legt sich der Kegel auf die Erde, im Prinzip immer dann, wenn das Museum geschlossen ist (so wie es ursprünglich für das Projekt der Kunsthalle Wien am Karlsplatz 2009 konzipiert worden war). Im Lockdown galten anscheinend andere Regeln, da blieb der Kegel wieder permanent stehen.

Nun aber zur aktuellen Ausstellung mit dem kurzen Titel Ir (rätoromanisch für „gehen“) in den beiden Räumen der Ebene zwei des MdM. Sie umfasst 140 Zeichnungen und zahlreiche skulpturale Arbeiten bzw. Werkgruppen entstanden seit 1997. Die Vielfalt der bildhauerischen Annäherungen reicht von abstrakten Werken bis zu Darstellungen von Tieren sowie menschlicher und tierischer Körperteile.

Mal finden wir Vergrößerungen, mal Verkleinerungen, alles kann sich verwandeln, so wie in Half Man Half Animal das Porträt des Künstlers auf einer dreieinhalb Meter hohen Stele im Laufe von acht Mutationen schließlich zum Kopf eines Esels wird.

Skulpturen verschwimmen mit Architektur, Design und Möbeln, die verwendeten Materialien reichen von Gold und Edelstahl bis zu Kunsthaar, Fell, Leder und Hydrocal, das aussieht wie Gips. Eine regalartige Struktur kann zugleich als Tisch, Bett und Kandelaber verwendet werden, eine längliche Edelstahlform am Boden als Wiege, Bett oder Sarg. Das Innere des fast fünf Meter langen Kopfs eines Kamels auf der Terrasse kann man nur im Rahmen von Führungen betreten.

In der spielerisch assoziativen Ausstellungsgestaltung finden wir hinter sechs weiß lackierten Stahlkuben in exakt der Größe und Form jener Plastik-Heuballen, die seit vielen Jahren auch in unserer Landschaft herumliegen, eine zur Gänze mit rötlichem Kunsthaar bedeckte Wand, rhythmisiert mit kleinen Bronzezungen, die man im Kontext mit den „Heuballen“ fast für eine mit Holzschindeln verkleidete Mauer eines Bauernhauses halten könnte.

Den Abschluss der Ausstellung schließlich bildet ein Entspannungsraum, ausgekleidet mit Arvenholz (Zirbe). In gedämpfter Beleuchtung verströmt er einen intensiv beruhigenden Duft.

Not Vital versteht sich als globaler Künstler, mit Ateliers auf der ganzen Welt und einer Homebase in den heimatlichen Bergen des Engadin. Lange Auslandsaufenthalte prägen seinen Alltag in den Ateliers in Peking, Patagonien/Chile oder Niger. Er ist ein Wandernder, dessen Maßstab jedoch immer sein eigenes Erleben ist, sein Verhältnis zu Formen und Materialien, seine eigenen Beobachtungen der Landschaft, der Architektur und des Alltags.

Museum der Moderne – Not Vital. Ir.  - bis 13. Juni 2021 – www.museumdermoderne.at
Bilder: Museum der Moderne Salzburg / Daniel Martinek (1); Rainer Iglar (2); Ulrich Ghezzi (1)

 

 

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