Schule des Sehens – planetenweit

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25/08/20 Die Geschichte der Salzburger Sommerakademie könnte farbiger kaum sein. Für ihre Gründung hatte sich der Galerist Friedrich Welz – und wegen seiner Tätigkeit im Dritten Reich nicht unumstrittenen – eingesetzt.

Von Werner Thuswaldner

Ihm gelang es, den in der Nazizeit verfemten und in die Emigration gedrängten Maler Oskar Kokoschka für seinen Plan zu gewinnen und aus der Schweiz nach Salzburg zu holen. Er räumte dem Künstler alle Stolpersteine aus dem Weg, so dass die erste Sommerakademie 1953 auf der Festung Hohensalzburg stattfinden konnte. Kokoschka nannte sie als unkonventionelller Lehrer, dessen Charisma bei den Studierenden verfing, „Schule des Sehens“.

Das gegen die Formen der abstrakten Malerei ausgerichtete Programm war strikt von seiner Person geprägt. Welz wollte eine Ganz-Jahres-Akademie begründen, was ihm allerdings nicht glückte. Gemeinsam mit Kokoschka beendete er seine Tätigkeit für die Sommerakadmie 1963. Zur Überraschung vieler war dies aber nicht das Ende der Sommerakademie. Hermann Stuppäck, ein ehemals hoher Nazi-Kulturfunktionär und Schriftsteller, der viele Jahre das Programm des Salzburger Kunstvereins gestaltet hatte, wurde die Leitung übertragen. Er suchte und fand sein Heil in der Erweiterung des Programms, indem er auf Vielfalt setzte. „Pluralismus“ hieß nun die Devise, eine Reihe höchst attraktiver Kursleiter kam nach Salzburg. Der Andrang der Studierenden nahm zu.

Auf Stuppäck folgte der vielseitig gebildete Wieland Schmied, der sich bei der Kestner-Gesellschaft in Hannover einen Namen gemacht hatte und nun in Salzburg mit Vortragsreihen der Kunsttheorie zu beachtlichem Gewicht verhalf.

Von Schmied, dessen Geschäftsführerin sie gewesen war, übernahm 1999 Barbara Wally die Leitung der Sommerakademie. Mit ihren spannenden Programmen hielten nun viele international angesehene Künstlerinnen Einzug auf der Festung. Sie entwickelte ein weitgespanntes Netzwerk, knüpfte neue Kontakte und setzte starke Akzente. Die Bedeutung des Feminismus in der Kunst wurde sichtbar.

Es fehlte nie an pessimistischen Stimmen, die der Sommerakademie ihr Ende voraussagten. Sie ist aber eine Brutstätte für bewundernswerte Kreativität geblieben. Das trifft auch auf die Jahre von 2009 bis heute mit Hildegund Amanshauser als Leiterin zu. Sie hat in ihrer Zeit dafür gesorgt, dass die Institution in eine weiterhin vielversprechende Zukunft gehen kann.

Bilder: Museum der Moderne (1); dpk-krie (1)
Zum Porträt Hildegund Amanshauser
Brutstätte für die Kreativität
Zur Bilanz der Sommerakademie 2020
Basteln statt Perfektion – und doch neue Horizonte
Die künftige Leiterin der Sommerakademie, Sophie Goltz
Aus Singapur nach Salzburg