asdf
 

Ein Kunstgebild der ächten Art

MUSEUM DER MODERNE / ALL NATURAL

23/05/19 „Ein Kunstgebild der ächten Art. Wer achtet sein? Was aber schön ist, selig scheint es in ihm selbst.“ So schließt Mörike sein dekonstruierendes Gedicht Auf eine Lampe. Etwas später, aber gleichgesinnt zeigt das Museum der Moderne mit der Ausstellung all natural 100% Sammlungen Kunstgebilde der „ächten Art“, die sich mit der Bedeutung von Natürlichkeit auseinandersetzen.

Von Franz Jäger-Waldau

Ein Kondensationswürfel erzeugt natürliche Atmosphäre wie kein anderes Kunstwerk. Ein als Kaninchen verkleidetes Kaninchen frisst echte Pflanzen vor falschen Palmen. Eine Rinderpuppe tanzt an leichten Fäden zierlich aufgehangen hier Ballett, dort ein schweres Rind an Eisenketten in die Vertikale gezwungen. Das Tier ist immer das Andere des Menschen, die Kunst das Andere der Natur. Die Natur entsteht durch sich selbst und stellt den Menschen her. Der Mensch entstellt die Natur und stellt sie wieder als Kunst aus. Den Kreis dieser natürlichen Reproduktion unterbricht etwa die Produktion: Naturprodukte werden zusätzlich mit der Prothese „Bio" bestückt – Werke mit der Prothese „Kunst“ – und künstlich natürlicher gemacht als ihre Natur.

Dem stehen die Interessen einer rapide wachsenden Weltbevölkerung mit ihrem Bedürfnis nach Energie, Nahrung und Luxus und die damit verbundenen erhöhten CO2-Emissionen, die industrielle und landwirtschaftliche Überproduktion, der Abbau von Bodenschätzen, die Massentierhaltung und die Überfischung der Meere gegenüber. Die Ausstellung all natural des Museum der Moderne präsentiert einerseits Werke, die kritisch auf die ambivalente Beziehung des Menschen zur Natur und auf sein Zerstörungspotenzial hinweisen, und andererseits Arbeiten, die Mensch und Umwelt in einem Ursache-Wirkungs-Zusammenhang betrachten. Auf Entwürfe, die sich im Grenzbereich zwischen Utopie und Dystopie bewegen, folgen künstlerische Arbeiten seit späten 1960er-Jahren, die in der Artikulierung ihrer Themen auf Formen und Materialien aus der Natur zurückgreifen.

„Wir nehmen die Umweltdebatte zum Anlass, um in dieser Ausstellung darüber nachzudenken, wie wir Menschen uns in unserer Beziehung zur Natur sehen. Wie wir wissen, ist diese Beziehung komplex, und mit den ausgewählten Positionen zeigen wir, wie dies auch künstlerisch seinen Widerhall findet“, so Christina Penetsdorfer, Kuratorin der Ausstellung. Die Ausstellung schließt mit einer Auswahl von Positionen, die mit Blick auf die verwendeten Materialien und deren Ästhetik – gleichermaßen synthetische wie organische Stoffe – einen idealisierenden Natur- und Kunstbegriff infrage stellen. Neben Wiederentdeckungen und Höhepunkten vereint all natural auch aktuelle Neuzugänge aus den Sammlungen.

all natural. 100% Sammlungen - bis 29. September 2019 im Museum der Moderne Mönchsberg – www.museumdermoderne.at
Bilder: MdM / Werner Kaligofsky (1), Ingeborg Strobl (1)

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014