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Von der richtigen Schräge der Wirklichkeit

KABARETT / MOTZART-WOCHE / MASCHEK

03/02/10 „maschek redet drüber“ – sind die Stars der Kabarettszene unsere letzte Hoffnung, über Österreich klar zu sehen? Erhellend ihr Programm "Das war 2009".

Von Gerald Schwarz

Wenn man sie da so sitzen und mit uns gemeinsam „fernsehen“ sieht wie am Dienstag (2.2.) in der ARGE Kultur, unterschätzt man sie leicht. Peter Hörmanseder, Ulrich Salamun und Robert Stachel haben eine ganze Menge zu bieten:

Stimmenimitation en masse und auf Punkt, pointenschreiberisches Talent, dazu eine Fähigkeit zum minutiös präsenten Zusammenspiel, wie man es bei darstellenden Künstlern seltener findet als bei den besten Mannschaftssportlern, und schließlich ein ehrfurchtgebietendes Durchhaltevermögen bei der Recherche sowie Geschick beim Einrichten von Videomaterial. Man gönnt ihnen, dass sie unter dem Gruppennamen maschek binnen weniger Jahre Fixsterne zwischen Rabenhoftheater und YouTube geworden sind, nachdem sie einmal ihre ganz eigene Methode entwickelt hatten, unserem täglichen Medienbilderbuch neue Texte zu unterlegen.

Und wenn maschek sich dann das vergangene Jahrzehnt (vor der Pause) und das Jahr 2009 (danach) zum Rückblick vornimmt, leisten sie auf andere Weise das, was Jon Stewart in den USA gelingt: politische Bildung für ein Publikum, das bei der üblichen Politinszenierung abdreht.

Ein hinreißendes Beispiel: Wie Heinz Fischer durch Münzwerfen Bundespräsident wird – hier verbinden sich alle handwerklichen und komischen Talente mascheks mit genau der richtigen schrägen Verfremdung der Wirklichkeit. Etwas weniger geglückt schien mir die legendäre „Fu Long wird abgeschoben“- Nummer: der Einfall ist schlagend, wird aber im Lauf der Ausführung eher unter- als übertroffen.

Das Programm wimmelte von hellsichtigen Kalauern („Plassnik“ über „Bush“: „Ich versuche ihm seit Jahren den Krieg zu erklären, er versteht ihn aber nicht.“), faszinierend vielschichtigen Charakteren (Andreas Khol als schöngeistig salbadernder Vollstrecker der schwarz-blauen Koalition) und skurrilen Intermezzi (Peter Sloterdijk als designierter Fußballteamchef). All dies funktioniert und macht dem denkenden Publikum Freude, weil es mehr ge- als erfunden ist. Und das ist gut und wichtig so, nach dem jahrzehntelangen Trend zur Privatheit und Selbstbezüglichkeit im Kabarett.

„Das war 2009“ hatte Lücken, aber im Rückblick frage man sich, ob nicht sogar - diese wenn nicht Absicht - so doch ein beißend treffender Kommentar zu Österreichs Entwicklung im letzten Jahrzehnt waren: Ja, da wimmelt es schon überproportional von Elmar Oberhauser und Elke Winkens und auch Überpapa Fischer, während das in der „Wirklichkeit“ überlaute Dritte Lager kaum vorkam, und hätte man nicht… Nein. Wahrscheinlich haben wir tatsächlich bei vollen Kanälen verschlafen, was gelaufen ist. Hoffentlich „redet“ maschek noch eine Weile (und auf hohem Niveau) „drüber“.

Bild: ARGEkultur

 

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