Theaterbrücken für das jüngste Publikum

HINTERGRUND / TOIHAUS / DANDELION

18/01/10 Zuerst war die Idee bei einem Kindertheaterworkshop in Italien, doch einmal eine gemeinsame Produktion zu machen. Gewachsen ist draus das mehrjährige Kindertheater-EU-Projekt "Dandelion".

Von Reinhard Kriechbaum

"Das Schöne ist", schwärmt die Salzburger Theaterpädagogin Helga Gruber, "das es hier nicht um Ergebnisse geht, sondern tatsächlich um den schöpferischen Vorgang." Ums Sammeln von Erfahrungen also, um Horizonterweiterung, wie weit man in unterschiedlichen Ländern ist mit dem Kindertheater und wo man ansetzt, um möglichst frühzeitig schon die Sinne des blutjungen Publikums fürs Theater zu schärfen.

In Österreich nimmt das Salzburger Toihaus mit seinem Engagement fürs Klein- und Kleinstkindertheater längst nicht mehr bloß eine Nischenfunktion, sondern eine Vorreiterrolle ein. Und auch in den Produktionen für Volksschulkinder schätzt ein treues Publikum den poetischen, die Sinne anregenden Zugang zur Bühnenkunst. Die Aufführung "Die Brücke/Il ponte", die am Sonntag (17.1.) Salzburg-Premiere hatte, ist ein sehr geglücktes Beispiel dafür.
Die Idee für diese zweisprachige Koproduktion zwischen Salzburg und Bologna wurde bei einem Workshop im Italien geboren. Gewachsen ist aber etwas wesentlich Übergreifenderes: Das Toihaus und das Kindertheater "La Baracca" in Bologna sind nämlich nicht allein geblieben. Helga Gruber, Theaterpädagogin am Toihaus, hat sich nach weiteren  internationalen Partnern umgesehen und für den intensiven Erfahrungsaustausch EU-Geld aus dem Förder-Pott "Lebenslanges Lernen" flüssig gemacht.

Alle lernen voneinander, auf ganz unterschiedlicher Ebene. Fürs Toihaus und für "La Baracca" geht es natürlich um die konkrete Aufführung. In Salzburg selbst begleiten unter anderem Kindergärtnerinnen und die Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik mit der Professorin Christine Schlechter das Projekt. In der Fachhochschule Potsdam werden Erzieherinnen für Kindergärten und Horte ausgebildet. Ihnen kommt im Rahmen dieses Projekts ein Modul "Spiel und ästhetische Praxis" zugute - es geht darum, Methoden der Dokumentation von kreativen Prozessen zu verfeinern und Grundlagenforschung zu betreiben.

Auch Briten sind mit von der Partie: "Isaacs UK" betreut das Netzwerk Earlyarts, das in Nordengland für Erwachsene aus allen Berufsfeldern der Kleinkinderbetreuung Fortbildungen und Arbeitstreffen organisiert.  Eltern- und Erziehungsberater, Mitarbeiter in der öffentlichen Verwaltung,  Manager und Künstler  werden mithilfe einer Website und mit Veröffentlichung kontinuierlich informiert. Vier Künstlerinnen begleiten das Projekt.

Und schließlich setzt sich in Villach der dortige Kulturamtsleiter Gerald Gröchenig ein für das Projekt: Er organisiert in Villach nicht nur ein reichhaltiges Theater- und Kulturprogramm auch für Kinder, sondern möchte mit diesem - seinem ersten - EU-Projekt das Theater in seiner Bedeutung für das lebenslange Lernen ins öffentliche Bewusstsein rücken. Ein Team von zehn Kindergärtnerinnen, Lehrerinnen und Künstlerinnen macht dort mit.  Von 7. bis 10. April findet  als Abschluss des EU-Projekts ein Symposium in Villach statt, bei dem auch das Stück "Die Brücke/Il ponte" noch einmal zu sehen sein wird.

Und warum heißt das Projekt "Dandelion"? Das englische Wort für Löwenzahn steckt dahinter. Helga Gruber will in dem Wort das Lernen, das Ertasten und Erfühlen von Möglichkeiten festgeschrieben wissen: "So wie die Samen des Löwenzahns sich scheinbar zufällig über die Wiese verbreiten und zu neuen Löwenzähnen heranwachsen,  entstehen bei dieser Partnerschaft zahlreiche Impulse für Neues da und dort."

Bild: Helga Gruber/privat