Salzburgs next Bikini-Top-Model

KAMMERSPIELE / BIKINI

14/03/14 19°C in Salzburg. Noch nicht ganz so warm, um den Bikini heraus zu kramen. In den Kammerspielen des Salzburger Landestheaters ist es aber schon so weit: Da lernte man am Donnerstag (13.3.) in den Kammerspielen das Stück „Bikini“ kennen, das die junge Autorin Tina Müller bereits 2005 geschrieben hat.

Von Larissa Weigend

148Ein einfach gehaltenes Bühnenbild, wenige Requisiten und Accessoires, aber eloquente Dialoge: zwar leichte, jedoch gute Unterhaltung. Inszeniert wurde das Stück von Astrid Großgasteiger, Eva Musil war die Ausstatterin.

„All I need in this life of sin ... is me and my girlfriend!“ Protagonisten sind drei Freundinnen (gespielt von Claudia Kainberger, Diana Maria Müller und Anna Maria Rieser) die die Ferien die meiste Zeit gemeinsam im Schwimmbad verbringen. Sie erleben Zeiten der Veränderung, die vor allem durch Selbstzweifel, Neid und Konkurrenz geprägt sind. Ob ihre Freundschaft die Ups and Downs der Gefühlsachterbahn der Pubertät wohl heil übersteht?

„Really Don't Care!!“ Sandys Statement, das in großen Lettern auf ihrem T-Shirt prangt, hebt sich von den Prioritäten ihrer beiden Freundinnen Cindy und Conny ab, die nicht nur in ihrer Freizeit gerne „Germany's Next Topmodel“ spielen. Es wird gepost, fotografiert, in High Heels herumgestakst und geflirtet, was das Zeug hält. Noch einmal schnell den Kussmund mithilfe des Smartphones gecheckt und los geht’s! Am liebsten zu heißen Typen wie Tommy, oder sofort zum Bikini Contest. Wenn Cindy doch nur wüsste, ob sie sich auf die Farbe Türkis verlassen kann, obwohl es sie blass erscheinen lässt! Schließlich weiß alle Welt, dass sie bereits mehrmalige Gewinnerin dieses wichtigen Events ist... Auf sarkastisch scharfzüngige Art und Weise wird gestichelt, gelacht, gezickt und die eigene Unsicherheit gekonnt überspielt – und auf einmal scheint die unzertrennliche Freundschaft des Dreamteams ins Wanken zu geraten. Zum Leidwesen von Sandy, die den Schönheitswahn und die damit einhergehende Oberflächlichkeit ihrer Freundinnen ablehnt. Obwohl sie gegen den Lifestyle von Conny und Cindy rebelliert, scheint auch sie in einer Identitätskrise zu stecken.

149Hinter die Fassade blickt man nicht so leicht, Sandys Charakter bleibt rätselhaft bis zum Schluss. Ist sie etwa komisch, weil sie anders ist? Wird auch sie sich bald endlich für Jungs interessieren, oder sucht sie weiterhin weibliche Gesellschaft? Jede der drei Freundinnen glaubt ihr eigenes Kreuz zu tragen: sei es ein Bauch, der im Sitzen Falten wirft, oder geplatzte Äderchen auf den Beinen. Aber bloß keine Schwäche zeigen, denn Scham oder Unsicherheit dürfen hier nicht sein. Schließlich muss ein zukünftiges Model selbstbewusst allen Hindernissen entgegentreten...

Konfrontiert mit ihren eigenen Problemen und aufkommender Missgunst, entfernen sich die drei immer weiter voneinander. Belastungen wie der extreme Hang zur Selbstdarstellung, Familienmissstände, Unaufrichtigkeit und sogar Schwangerschaft, lassen Fassaden bröckeln und ihre Freundschaft zerbrechen.

Das Stück ist bestens für weibliche Teenager geeignet. Wenn auch teils überspitzt, hält die Autorin unmissverständlich und auf scherzhafte Art und Weise der Jugend einen Spiegel vor. Die entsprechende Untermalung durch aktuelle Chartmusik und die Integration modernster Alltagstechnik machen das Stück authentisch.

Die Zuschauer erwartet ein offenes Ende. Jedem ist selbst überlassen, wie er die Geschichte für sich persönlich abschließen möchte. Wer gewinnt denn nun den Bikini Contest und überzeugt mit weiblichen Vorzügen? Sandy scheint sich ihrer Sache sicher zu sein … But does she really not care?

Aufführungen bis 31. März in den Kammerspielen des Salzburger Landestheaters - www.salzburger-landestheater.at
Bilder: Salzburger Landestheater / Christina Canaval