Neander aus dem Tal

LANDESTHEATER / BÜHNE24 / CAVEMAN

13/11/13 Wann ist ein Theaterabend eindeutig danebengegangen? Dann wohl, wenn man zwei Stunden lang darüber nachdenkt, wohin das Gezeigte denn eigentlich passen könnte. „Caveman“ jedenfalls nicht in ein Theater. Es ist Kabarett der C-Klasse.

Von Reinhard Kriechbaum

052Ins Marionettentheater, dessen Puppen-Belegschaft gerade durch die USA tourt und das man deshalb mieten kann, hat das Landestheater eine schlichte schwarze Bühne hinein gebaut. Die Venus von Willendorf hängt als Bild da, weiters eine Höhlenzeichnung – und eben der die Keule schwingende Caveman. Und dann kommt auch schon Stefan Rager auf die Bühne. Der schwingt keine Keule. Der ur-nette Kerl ist ein aufgeklärter Mann, der seine Lektion in Sachen Geschlechter-Umgang inhaliert und verinnerlicht  hat: ein Frauenversteher wie aus dem Bilderbuch. Da wird von Frauenseite behauptet, alle Männer seien Scheißkerle? Die müssen diesen herzensguten, kooperationsbereiten und gut rasierten Caveman in Jeans und kariertem Hemd doch glatt übersehen haben.

051Beim Versuch, zu verstehen, wie die weibliche Anderswelt tickt, ist es ihm wie Schuppen von den Augen gefallen: Männer sind Jäger, Frauen sind Sammler. Eine Art anthropologische Konstante. Diese Erkenntnis wird dann, wie man so schön sagt, „durchdekliniert“. Kein Aspekt des Alltags fehlt, egal ob Fernsehen oder Autofahren, Einkaufen oder Treffen mit Freunden.

Eine langwierige Angelegenheit, bei der der Schauspieler schon ordentlich ins Schwitzen kommt. Leid kann er einem tun. Rob Becker hat mit „Caveman“ am Broadway einen Erfolg gelandet, und es mag gut sein, dass das englische Original sprachlich pfiffiger wirkt. Die Übersetzung von einem gewissen Knut Hansen ist teutonisch-trocken, langwierig bis zum geht-nicht-mehr. Vielleicht wäre eine Lösung, aufs Gas zu steigen und großzügig zu kürzen? Das wäre Aufgabe von Chris Lohner gewesen, die als Regisseurin ausgewiesen ist und Rager zwei Stunden lang mit dem Bewegen von ein paar Holzkisten beschäftigt.

Vielleicht brauchte es für die Rolle wirklich einen ausgewiesenen Scheißkerl, für den Frauen unsereinen angeblich halten? Der sympathisch-joviale Stefan Rager ist gewiss kein solcher.

Aufführungen bis 18.12., Bühne24 (Marionettentheater) – www.salzburger-landestheater.at
Bilder: Christina Canaval