Illustre Schar auf dem Weg nach oben
SCHAUSPIELHAUS / THEATERJUGENDKLUB / „WHITE OUT“
12/03/12 Ist es ruhig auf dem Berg – oder laut? Was tun, wenn einen plötzlich dichter Nebel einhüllt oder groteske Gestalten den Weg queren? Die Mitwirkenden des TheaterJugendKlubs am Schauspielhaus wanderten diesen und noch anderen Fragen nach und warten mit einem beeindruckenden Ergebnis auf. Premiere war am Samstag (10.3.).
Von Ursula Trojan
Schemenhaft kann man erkennen, wie Einer ein Kreuz auf den Berg schleppt. Will er es als Gipfelkreuz aufstellen oder ist es sein Kreuz, das er da trägt? Später wird sich noch herausstellen, was, oder besser gesagt, wer für ihn sein Kreuz ist…
Drei fröhlich plappernde Wanderinnen tauchen auf, entdecken im Publikum einen Hirsch. Eine Bergfexin in bunter Kletter-Kleidung spricht sich selbst Mut zu. Ein Mädchen im rosa Nachthemd irrt, huscht umher, nimmt alles wie ein Wunderland wahr und wird temporär von einer Gletscherspalte verschluckt. Die resolute Wirtin hätte gerne Strom und Wasserleitung auf der Hütte, stößt bei ihrem wortkargen Mann jedoch stets auf taube Ohren. Eine Frau, mit Fernglas bewaffnet, ist auf der Suche nach ihrem Friedrich… oder auch nach sich selbst. Ein unheimlicherSchamane mit Fuchspelzkappe findet einen Schlafplatz. Zwischen seinen Ritualen fordert er die „Ruh‘“ ein, die laut Goethe doch „über allen Gipfeln“ vorherrschen sollte. Ein einsamer Schriftsteller lässt uns an seinen Gedanken und literarischen Ergüssen teilhaben.
Es sind starke, faszinierende Bilder, die die zehn Jugendlichen des TheaterJugendKlubs auf die schräge Bühne malen. Oft sind es nur Tupfen, zarte Pinselstriche, manchmal dicke Patzen in Öl. Dick – aber nie übertrieben. Zum Lachen, aber niemals lächerlich. Beachtlich im Ausdruck und in den gezielt eingesetzten – oft überraschenden – Bewegungen und Handlungen der verschiedenen Figuren. Jede einzelne hat ihre Biografie, ihren persönlichen „Rucksack“ zu (er)tragen.
Der blanke Bretterboden der laufenden „Othello“ – Produktion bietet mit seinen Luken, Klappen und Abgründen ein prädestiniertes Ambiente für das kreative Spiel: Daraus lassen sich etwa Fenster der Almhütte, sprudelnde Quellen, seelische Schluchten oder die eingangs erwähnte Gletscherspalte zaubern. Wenn dann auch noch Nebelmaschine und Lichteffekte zum Einsatz kommen, ist das Gesamtbild perfekt.
Berg und Mensch mit Stimmungen und auch jähen Stimmungsschwankungen sind sich da recht ähnlich. Regisseurin und Leiterin des TheaterJugendKlubs Petra Schönwald lässt die Personen zudem gerne untereinander begegnen. Zusammenkommen und sich wieder trennen, plötzliche Einsamkeit oder schon immer da gewesenes Alleinsein, Aufeinandertreffen verschiedener Welten wechseln sich ab. Bis es am Schluss zu einer gemeinsamen Findung , zu einem einander Wahrnehmen kommt.