Wenn bloß kein Döner fliegt

KABARETT / MOTZART / I STANGL

01/02/12 Neid kommt auf, Kabarettist müsste man sein! Von einem Stichwortbringer wie HC Strache kann unsereiner nur träumen. Tritt man mit dem in freundschaftlichen Dialog, so wie I Stangl am Dienstag (31.1.) bei der MotzArt-Woche: Man braucht um Pointen nicht zu bangen.

Von Reinhard Kriechbaum

altAls „diplomierter Ungustlforscher“ tritt I Stangl auf. Diesen Fachbereich gilt es erst mal zu definieren. Schließlich gäbe es da noch die „Alltagsschwachsinnistik, oder wie man auch sagt, das normale Dodltum“. Und dann trifft man auch auf Steigerungen von echt deppert zu saudeppert. Die Trennlinie zwischen Naturtrotteln und Ungustln sollte auch nicht ganz verschwimmen.

I Stangl kehrt in seinem als Salzburg-Premiere präsentierten Programm „Es gilt die Ungustlvermutung“ seine gallige Seite hervor. Zwangsläufig, möchte man vermuten, denn schließlich bietet er „ein Hundert-Prozent-Plagiat der Realität“. Da kann schon mal der Wiener Grantler Oberhand gewinnen. Die absolute Realität fand I Stangl in einer Bierzelt-Rede von Hans-Christian Strache. Von so was liest unsereiner sonst ja nur in der Zeitung, aber I Stangl hat sich die Rede als Ganzes reingezogen und die echten „Bumsti-Wuchteln“ herausgeschnitten. Bumsti, ja: Das war der Spitzname Straches in Jugendtagen, bevor er noch mit Neonazis durchs Gelände robbte und drei Bier bestellte.

Auf dem Videoscreen also Bumsti, und davor I Stangl: Bei solcher Doppelkonference vergeht einem schon mal das Lachen. Die feine Klinge ist eher nicht die Art von I Stangl. Er hält es mit dem alten chinesischen Stichwort: Wer ein Leben lang mit dem Drachen kämpft, wird zum Drachen. Wer also allzu eng mit Strache umgeht, beginnt möglicherweise I Stangl zu ähneln. Für Salzburg hat er sich gleich einen Einstieg in Sachen Weihbischof Laun ausgedacht, von dem tatsächlich manche Aussage kabarettistische Optionen böte. In I Stangls Lesart war’s aber ziemlich plump und frontal. „Es sitzen immer ein paar Erzkatholiken da, aber das halten wir aus“ – einer im Publikum hat es nicht ausgehalten und ist abmarschiert.

Doch in der Hauptsache geht es im Ungustl-Programm eh um Strache alias Bumsti. Der zieht ja gerne über „Staatskünstler“ und „Möchtegern-Kabarettisten“ her, die auf Steuerzahlerkosten durchgefüttert werden. Die nötige Selbstkritik bringt I Stangl zum Weinen. Sollte man sich wehren als Kabarettist und Steuerzahler, gegen das System oder gegen Strache? „Die Wurstsemmeln fliegen tief, aber sie entsprechen unserem Kulturkreis. Nicht auszudenken, wenn sie Dich gedönert hätten!“  

Als nächstes bei der MotzArt-Kabarettwoche in der ARGEkultur: Andreas Rebers mit „Ich regel das“ (heute, Mittwoc, 1.2.); Andrea Händler mit „Naturtüb“ (2.2.) und Matthias Deutschmann mit „Deutsche, wollt ihr ewig leben“ (3.2.) - www.argekultur.at
Bild:ARGEkultur / MotzArt