BÜHNE IM POSTHOF / DAS INTERVIEW
27/10/10 Ein Interview hat einen klaren
Ablauf: Einer stellt die Fragen, ein anderer beantwortet sie. "Das
Interview", die jüngste Produktion der Theater(off)ensive auf
der "Bühne im Posthof", verändert diese Spielregeln und
dreht die Kamera ins Gesicht des Interviewers.
Von Nic Henseke
"Das Interview" ist eine der
letzten Arbeiten von Theo van Gogh. Der niederländische Regisseur
erlangte traurige Berühmtheit - ist er doch durch einen religiösen
Fanatiker ermordet worden. Seine Stücke polarisierten die
Gesellschaft. Er war ein lauter Verfechter der Liberalität und der
Freiheit - und gleichzeitig ein Kritiker der multikulturellen
Gesellschaft. Im Stück "Das Interview" widmet er sich
Presse und Medien: Die Jagd nach der Sensation wird längst bis in
die Privatsphäre betrieben.
Der politische Journalist Pierre
(Detlef Trippel) versucht dem Soapstar Katja (Eva Maria Frank) ihre
Geheimnisse zu entlocken. Pierre ist keinesfalls glücklich über
dieses Interview, denn er spielt eigentlich in einer höheren Liga
und hat für Katja nur Verachtung übrig. Katja selbst ist trotz
ihrer Außendarstellung ein Profi, der genau weiß was er will:
nämlich in die Schlagzeilen kommen. Ein Machtspiel aus
Unterstellungen und Mitleidsheucheleien, traurigen Geständnissen und
gegenseitiger Umgarnung beginnt.
Das Stück selbst kommt mit zwei
Darstellern aus und ist somit recht minimalistisch. Beiden merkt man
ihre Begabung an, textsicher und schauspielerisch einwandfrei gelingt
die Darstellung. Auf der Theaterbühne im Posthof ist die Darbietung
ungewöhnlich dicht am Zuschauer - und nur durch einen Kunstgriff
gelingt der nötige Abstand zum Bühnenstück.
Obwohl Schauspieler, Bühne und Ort
überzeugen, kann es das Stück selbst nicht. Zu schnell, zu extrem
baut sich die Konversation auf und wirkt unrealistisch. Auch wenn es
zum Kalkül der beiden Interviewpartner gehört schnell persönlich
zu werden, sollte die Spannung langsamer aufgebaut werden. Die
intensiven Gefühle wirken nach zu kurzer Vorlaufzeit deplatziert.
Weitere Vorstellungen: 28., 30. Oktober
und 5., 6., 14., 17., 18., 19., 23. November, jeweils 19.30 Uhr im
Posthof - www.theateroffensive.at
Bis
in die Privatsphäre
BÜHNE
IM POSTHOF / DAS INTERVIEW
25/10/10
Ein Interview hat einen klaren Ablauf: Einer stellt die Fragen, ein
anderer beantwortet sie. "Das Interview", die jüngste
Produktion der Theater(off)ensive auf der "Bühne im Posthof";
verändert diese Spielregeln und dreht die Kamera ins Gesicht des
Interviewers.
Von
Nic Henseke
"Das
Interview" ist eine der letzten Arbeiten von Theo van Gogh. Der
niederländische Regisseur erlangte traurige Berühmtheit - ist er
doch durch einen religiösen Fanatiker ermordet worden. Seine Stücke
polarisierten die Gesellschaft. Er war ein lauter Verfechter der
Liberalität und der Freiheit - und gleichzeitig ein Kritiker der
multikulturellen Gesellschaft. Im Stück "Das Interview"
widmet er sich Presse und Medien: Die Jagd nach der Sensation wird
längst bis in die Privatsphäre betrieben.
Der
politische Journalist Pierre (Detlef Trippel) versucht dem Soapstar
Katja (Eva Maria Frank) ihre Geheimnisse zu entlocken. Pierre ist
keinesfalls glücklich über dieses Interview, denn er spielt
eigentlich in einer höheren Liga und hat für Katja nur Verachtung
übrig. Katja selbst ist trotz ihrer Außendarstellung ein Profi, der
genau weiß was er will: nämlich in die Schlagzeilen kommen. Ein
Machtspiel aus Unterstellungen und Mitleidsheucheleien, traurigen
Geständnissen und gegenseitiger Umgarnung beginnt.
Das
Stück selbst kommt mit zwei Darstellern aus und ist somit recht
minimalistisch. Beiden merkt man ihre Begabung an, textsicher und
schauspielerisch einwandfrei gelingt die Darstellung. Auf der
Theaterbühne im Posthof ist die Darbietung ungewöhnlich dicht am
Zuschauer - und nur durch einen Kunstgriff gelingt der nötige
Abstand zum Bühnenstück.
Obwohl
Schauspieler, Bühne und Ort überzeugen, kann es das Stück selbst
nicht. Zu schnell, zu extrem baut sich die Konversation auf und wirkt
unrealistisch. Auch wenn es zum Kalkül der beiden Interviewpartner
gehört schnell persönlich zu werden, sollte die Spannung langsamer
aufgebaut werden. Die intensiven Gefühle wirken nach zu kurzer
Vorlaufzeit deplatziert.
Weitere
Vorstellungen: 28., 30. Oktober und 5., 6., 14., 17., 18., 19., 23.
November, jeweils 19.30 Uhr im Posthof - www.theateroffensive.at