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Gewalt als unsichtbarer Stolperdraht

LANDESTHEATER / INTERNATIONAL THEATRE

22/05/24 Warum International Theatre im Salzburger Landestheater? Man will damit professionelles englischsprachiges Theater „allen Generationen von Muttersprachlern sowie dem lokalen Publikum zugänglich machen“. Am Freitag (24.5.) hat Girls & Boys von Dennis Kelly im Probenzentrum Aigen Premiere.

Ich traf meinen Mann in der Schlange vor dem Einstieg in einen EasyJet-Flug und ich muss sagen, dass ich sofort eine Abneigung gegen den Mann empfand.“ Das beiläufige Zusammentreffen auf einem Flughafen hat trotzdem zu einer intensiven, leidenschaftlichen Beziehung geführt, die nach Jahren ebenso unerwartet endet. Eine Frau erzählt von ihrem Mann, von ihrem Beruf, ihren Kindern. Tough, derb und mit viel Humor präsentiert sie ihren Lebensbericht. Mit ihrer Karriere geht es bergauf, mit ihrer Ehe bergab. Die Beziehung bricht auseinander, weil der Familienvater, der seine Firma an die Wand gefahren hat, nicht weiß, wie er mit dem beruflichen Erfolg, der Unabhängigkeit seiner Frau und der darauffolgenden Scheidung umgehen soll.

Das Paar verliert sich in der Krise, in den traditionellen Geschlechterbildern und übersieht die Bedürfnisse des anderen. „Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, wann die Dinge bei uns richtig schiefzugehen begannen – ich erinnere mich nur, dass ich mich plötzlich darin befand.“

Der britische Autor Dennis Kelly begann mit der Arbeit an Girls & Boys auf dem Flughafen von Neapel, während er wie die Figur in seinem Theaterstück auf einen Flug wartete.

Dennis Kelly blickt in seinen Stücken tief in die Abgründe des Menschen und der modernen Gesellschaft. „Gewalt zieht sich durch Dennis Kellys Monolog wie ein unsichtbarer Stolperdraht“, hieß es über den Theatermonolog in der Financial Times. Da ist die Feindseligkeit in der Warteschlange am Flughafen, wenn ein Drängler bösartige Rachegedanken wachruft. Da ist der zerstörerische Akt der Kindheit – die Gemeinheit, das Spielzeug deiner Schwester wegzuwerfen. Albern, spontan, mürrisch. Und dann eine Gewalttat, herrührend von toxischer Männlichkeit, die sich jedem Verständnis entzieht.

Trotzdem ist Girls & Boys auch ein humorvoller und lebensbejahender Bühnenmonolog. sselnder Monolog. In einer Inszenierung von Steven Stead spielt Janna Ramos-Violante, die im selben Rahmen im Vorjahr eine zeitgemäße Version des Hamlet gestaltet hat. Die gebürtige Australierin hat auch 2022 in der ersten Produktion des International Theatre, Shirley Valentine von Willy Russell, gespielt. (Salzburger Landestheater/dpk)

Girls & Boys, Premiere Freitag 24.5., 19.30 Uhr, Probenzentrum Aigen, Aufführungen bis 14. Juni – www.salzburger-landestheater.at
Bild: Salzburger Landestheater / Christina Baumann-Canaval

 

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