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Ran an die Orangen!

WINTERFEST / JAMIE ADKINS

18/12/22 Wenn wieder einmal etwas gründlich daneben gegangen ist, dann setzt er ein Pokerface auf und kichert so unschuldig-verlegen, dass man ihn am liebsten in die Arme nehmen und trösten wollte. Dieses Kichern ist Markenzeichen und running gag zugleich.

Von Reinhard Kriechbaum

Der Amerikaner Jamie Adkins hat an dem Abend – die zweite Winterfest-Produktion heuer, für die man die Szene Salzburg als Ort gewählt hat – nicht wenig zu kichern. Da ist zuerst die Sache mit dem Blatt Papier, das sich heimtückischerweise in einer ziemlich hohen Pappschachtel zuunterst versteckt. Wie an dieses rankommen? Und dann, oh Schreck, zeigt sich, dass nichts draufsteht auf dem Blatt. Es wird also nichts aus der offenbar geplanten Begrüßungsrede. Der quirlige Herr da vorne bleibt uns unbekannt. Deshalb heißt die Sache ja auch Circus Incognitus.

Holla, zaubern kann dieser liebenswürdige Tollpatsch auch! Das Papier zusammengeknüllt, und schon ist ein Springball draus geworden. Ein Mensch, ein Sessel und dieser eine Ball – was Jamie Adkins da an equilibristischem Slapstick rausholt, geht auf keine Kuhhaut.

Und dann zaubert er gleich weitere Bälle herbei. Jamie Adkins ist nicht nur schüchterner, verrlegener trauriger Clown, der sich mit einem gerüttelt Maß an Verschmitztheit aus den vermeintlich peinlichsten Situationen rettet. Vor allem ist er ein Multi-Zirkuskünstler von Gnaden. Toll choreographierte Jonglagen sind seine Stärke, und die beherrscht er sogar auf dem schlappen Seil, das er mit Hilfe einer Strickleiter schließlich doch irgendwie erklimmt. Bis dahin dauert's freilich, denn das Seil will erst montiert sein. Eine hölzerne Stehleiter erweckt wenig Zutrauen und sie zeigt wirklich manche Tücken.

Umwerfende Komik und perfekte Artistik gehen im Circus Incognitus einen Handshake ein. Eine Weintraube, eine Gabel – und die schwierige Aufgabe, erstere auf zweitere zu bugsieren und letztlich in den Mund zu kriegen: Dafür gibt's viele Wege, und die meisten führen durch die Luft. Als ob dieses nicht kompliziert genug wäre, sorgt Jamie Adkins auch für den die Spannung steigernden Trommelwirbel selbst. Das lässt sich nur toppen, indem er mit Orangen dasselbe versucht. Jamie Adkins verteilt das Obst im Saal und lässt es sich zuwerfen. Einer im Publikum bekommt sogar eine Frucht in Kürbis-Größe überreicht. Wenn das nur gut geht...

Bis 29. Dezember in der Szene Salzburg – www.winterfest.at
Bilder: Winterfest / Magdalena Lepka

 

 

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