Fensterln im geerdeten All

OHNETITEL / WELTRAUM

29/03/22 Stimme der Mutter: „Raus aus den Federn, Frühstück ist fertig!“ Aber was, wenn der Sohnemann gerade mit dem Kopf ganz woanders ist, im WeltRaum nämlich? So heißt eine Produktion für junges Publikum des Ensembles ohnetitel.

Von Reinhard Kriechbaum

Eine All-Expedition mit Dorit Ehlers und Thomas Beck als Reiseführer am Wochenende (26./27.3.) im Salzburger Künstlerhaus. In ihren silbernen Anzügen mit blauem Latz schauen die beiden ein bisserl aus wie eine Kreuzung aus „Raumschiff Enterprise“-Besatzung und Wiener Sängerknaben, und das soll wohl so ein: WeltRaum ist eine total geerdete All- und Zeitreise. A propos Zeit: Es wäre gut, wenn Freizeit frei von Zeit wäre, heißt es einmal. Wie wahr.

Arthur Zgubic, dieser leidenschaftliche Phantasie-Bastler, hat sich einen hölzernen Zylinder mit mehreren Fenstern ausgedacht. Das Publikum sitzt auf Kartonhockern. Die kann man leicht mitnehmen, um sich, Fenster für Fenster, einen guten Blick auf die Performance zu sichern. Diese beschränkt sich, wie üblich bei ohnetitel, nicht aufs Theaterspielen. In die Fensterluken werden immer wieder kleine Paravents eingehängt, und man sieht liebenswürdige Schattenspielszenen. Da kann schon eine Rakete aus einem Eierbecher starten und sich eine fliegende Untertasse unter dem Kaffeehäferl davonmachen.

Es ist alles auf anregende Poesie eingestellt. Und auf Sprachspielerei. Wir unternehmen ja eine „Reise im Kopf des Jungen“, und der muss also, so weit in den Orbit ihn seine Gedanken auch tragen, notgedrungen in die Schule. Hausaufgaben? In dem Wort steckt auch das unerfreuliche Wort „aufgeben“, und das ist auch wieder doppeldeutig. Kinder sind die ersten Adressaten dieser netten anregenden Performance, aber auch ihre erwachsenen Begleiter dürfen immer wieder schmunzeln über die Theater-Kindsköpfe von ohnetitel und deren kreative Einfälle.

Was hat es mit der großen Uhr für eine Bewandtnis? Dorthin führt eine Kurbel-Seilbahn, weil irgendwie muss man ja – höchste Zeit! – aufbrechen in die vierte Dimension. Da geht’s also mit Handkurbel und Miniatur-Raumschiff-Gondel mitten hinein ins Zuffernblatt, in das ein Türl eingebaut ist. Zuvor war man zu einem „Denkexperiment“ eingeladen. „Hören sie nicht auf zu denken.“ So die eindringliche Aufforderung. Gut, machen wir.

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Bild: ohnetitel