Raus aus dem Schlamassel, rein ins Schlamassel

SALZBURGER STRASSENTHEATER

14/07/21 Das Straßentheater ist wieder auf Tour und hat nicht zum ersten Mal Carlo Goldonis Komödie Der Diener zweier Herren im Gepäck. Regisseur der Neuinszenierung, Georg Clementi, ist vor Jahren unter Klaus Gmeiners Leitung in der Titelrolle zur Hochform aufgelaufen.

Von Werner Thuswaldner

Die Premiere seiner eigenen Inszenierung sollte schon vorigen Sommer sein, konnte aber wegen der Pandemie erst jetzt stattfinden. Sie wird in den kommenden Wochen an Spielorten in Stadt und Land zu sehen sein.

Das Straßentheater scheint nobler geworden zu sein. Es erinnert mit seinem designten Wagen nur entfernt an ein reisendes Improvisationsunternehmen. Dem Ensemble gehören viele Neue an, wirken aber alle so, als wären sie schon seit je mit dem speziellen Genre vertraut. Tempo und Temperament bestimmen das Geschehen in der venezianischen Locanda, aber auch Lautstärke. Zum Glück gibt es aber zwischendurch auch anrührend poetische Passagen, die durch viele musikalische Einlagen ins turbulente Spiel kommen.

Das Publikum ist gefordert, will es den Durchblick in die heillosen Verstrickungen wahren. An ihnen ist vor allem der ewig hungernde Truffaldino schuld, der seine Fähigkeit, die anderen mit seinem Temperament zu überfahren, manchmal überschätzt und dadurch in die heillose Bredouille stürzt. Der ideenreiche Draufgänger wird kleinlaut und bekennt dann, dass er in ein unauflösliches „Schlamassel“ geraten ist. Vieles bleibt ihm rätselhaft, weil er genauso wenig lesen kann wie seine geliebte Smeraldina. Verwechslungen und misslungene Täuschungsmanöver sind die Folgen, zumal auch noch eine auffallend schöne Frau behauptet, ein Mann zu sein. Der kühne Diener versagt und wird dafür vom Herrn geprügelt. Das größte Wunder ist, dass es dem Dichter Goldoni gelingt, die Handlung, die vertrackter nicht sein könnte, zu einem plausiblen und natürlichem Ende zu führen.

Der gebürtige Südtiroler Max G. Fischnaller ist als durchtriebener und zugleich liebenswürdiger Truffaldino der Motor der Handlung. Nicht nur sein Flickenkostüm, auch die tänzelnde Körpersprache zeichnen ihn als Protagonisten der Commedia dell arte aus.

Samantha Steppan ist als Kammerzofe Smeraldina das quirlige Pendant dazu. Karoline Troger mit ihrem schönen Kostüm macht als verkleidete Beatrice unterschiedslos Eindruck auf Männer und Frauen, Alex Linse ist der umtriebige Wirt Brighella mit Sprachfehler. Dazu kommen Richard Saringer als pragmatischer Pantalone und , Stefan Bischoff als standesbewusster Florindo Aretusi. Georg Clementi sitzt derweil im Bühnenhimmel, musiziert und schaut hinunter, was er zum Vergnügen des Publikums angerichtet hat.

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Bilder: Salzburger Kultuvereinigung