Bleibst du, Sehnsucht, immer?

JUGENDTHEATERTAGE / ABSCHLUSS

10/06/2010 Theater mal anders: Salsa, Singstar und Sehnsuchtsgespräche in den Kammerspielen. Am letzten Abend der Salzburger JugendTheaterTage rockte der Münchner Jugendclub des Bayrischen Staatsschauspiels wortwörtlich und zeigte, was eine konventionelle Theateraufführung dem Zuschauer normalerweise nicht bietet.

Von Isabell Spanier

An diesem Mittwochabend (9.6.) ging es im Stück „It’s only a papermoon - die Sehnsuchts-Lounge“ also überdreht unkonventionell zu. Die Jungschauspieler lösen die traditionelle Kulissenperformance auf, auch die Zuschauerreihen wurden als Spielräume genutzt. Sprechakte wurden durch Singeinlagen, Tanz und Gitarrenspiel unterbrochen. Sogar ein Salsa-Anfängerkurs wurde anmoderiert, der den ein oder anderen Zuschauer zum geteilten Hüftschwung motivierte.

Publikumsbezug und direkte Ansprache scheinen ebenfalls zum Programm der Münchner zu gehören und so fühlte sich manch Theatergast in dem großen bunten Haufen schnell gut aufgehoben. Die Jungakteure setzen auf Charme, Witz und Sympathie - allerdings auf höchstem Niveau, wie die Gesangsfertigkeit der Gruppe schnell zeigte.

Auch der Inhalt geht im großen Wirrwarr nicht unter: Es geht um Sehnsucht. Mit Hilfe von Rollentausch, rasanten Wortspielen und gewitzt-raffinierten Texten versuchen die Schausteller verschiedene Arten von Sehnsucht zu beschreiben und mit subjektiven Bewertungen zu behaften: „Sehnsucht hat man nach Dingen, die man nicht hat und man sich wünscht. Sie steckt überall!“ – „In meinen Gedanken habe ich eine Bibliothek an Sehnsüchten. Die meisten sind Träume, manche sind real, manche irreal. Sie durchzuspielen, das macht mir Mut.“ - Es gibt verschiedene Arten von Sehnsüchten, das kann eine intakte Familie, eine Chatbekanntschaft, ein erhoffter Fußballsieg, Liebe, Gemeinschaft, aber auch Erfolg im Beruf oder eine sichere Zukunft sein: „Ich sehne mich nach dem Optimum an Leben. Eine tolle Zukunft, einen erfüllenden Beruf und dass es Leute da draußen gibt, die auf mich warten.“
Die Gedankenreise geht aber noch ein Stück weiter: „Bleibst du, Sehnsucht, immer? Machst du mich glücklich? Kann ich dich einfangen? Ist die gestillte Sehnsucht eine Illusion? Kann man Angst vor der Sehnsucht haben?“ Das ein oder andere Happy End, aber auch Verluste und Scheidewege werden aufgezeigt . Dabei wird nicht geschönt, sondern Beispiele vorgeführt, die aus dem Leben stammen. „Sehnsucht ist weder Glück, noch Trauer. Meistens ist es beides. Sie spielen, hetzen und jagen sich!“

Die Aufführung überzeugt durch Kreativität, Einfallsreichtum und Sympathie. Nicht zuletzt war es dem schauspielerischem Talent der Gruppe zu verdanken, dass der Abend einen rundum gelungen Abschluss der JugendTheaterTage darstellte.