Armes reiches Europa

UNIVERSITÄT MOZARTEUM / THOMAS BERNHARD INSTITUT

18/10/18 „Poor Rich Europe - Armes Reiches Europa“ heißt ein dokumentarisches Theaterprojekt über soziale Ungleichheit mit dem das Thomas Bernhard Institut der Universität Mozarteum auch auf Gastspielreise ans Thalia Theater in Hamburg gehen wird. Premiere ist heute Donnerstag (18.10.) im Theater ins KunstQuartier.

Von Heidemarie Klabacher

„Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer, nicht nur in Europa, sondern weltweit. Gleichzeitig formiert sich die Festung Europa, um mit einer hochgerüsteten Außengrenze Flüchtende fern zu halten. Das Europäische Projekt sieht sich im Kern seines demokratischen Selbstverständnisses herausgefordert wie wahrscheinlich seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr.“ Das ist der Hintergrund des dokumentarischen Theater-Projekts „Armes Reiches Europa“. Untersucht wurden konkrete Erfahrungen junger Europäerinnen und Europäer mit sozialer Ungleichheit: „Was bedeutet es reich oder arm zu sein? Wie gehen die Menschen mit den verschiedenen historischen Erfahrungen im Osten und Westen, Norden und Süden Europas um?“

Studierenden der ersten drei Jahrgänge Schauspiel am Thomas Bernhard Institut der Universität Mozarteum Salzburg sowie Regie- und Schauspielschulstudierenden aus acht europäischen Ländern haben in den letzten Wochen in Salzburg auf der Grundlage lokaler Recherchen in ihren Heimatländern ein Theaterstück erarbeitet: Sie erzählen von ihren Familien und Freunden, von den armen und reichen Vierteln ihrer Städte. Sie berichten von Migrationserfahrungen und von Gentrifizierungsprozessen in Madrid, Brüssel und Salzburg, vom Verstummen der Menschen in Helsinki, vom Reichtum in Oslo, von Obdachlosigkeit in München, vom Selbstverständnis der Berner Oberschicht, von der Emigration aus Polen und von jüngsten Studierenden-Protesten in Warschau, von streikenden Hebammen in Lettland, vom Leiden der Menschen in Athen. „Die unterschiedlichen Erfahrungen und Stimmen versammeln sich zu einem Abend, der zugleich die Suche einer Generation junger Theatermacherinnen und Theatermacher nach einem Europäischen ‚common ground‘ beschreibt.“

Es ist ein universitäts-übergreifendes Projekt: Acht Europäische Theaterhochschulen haben 2015 eine Plattform ins Leben gerufen, um jungen Theatermachern Erfahrungen gemeinsamer Arbeit im internationalen Rahmen zu ermöglichen. Gegründet wurde die Plattform European Theatre Academies (PLETA) für internationale und transkulturelle Ko-Kreation aus Mitteln des EU-Programms Creative Europe.

Regie führen werden Volker Lösch, Professor am Mozarteum, sowie die Studierenden Oscar Briou, Josete Corral, Ieva Dzindza, Agata Koszulińska, Thanasis Kritsakis, Pamela Leończyk und Camila Rosa. Volker Lösch gehört zu den profiliertesten Regisseuren des Gegenwartstheaters und hat über achtzig Inszenierungen an den Theatern in Basel, Berlin, Bonn, Bremen, Dresden, Düsseldorf, Essen, Graz, Hamburg, Leipzig, Montevideo, Stuttgart, Wien oder Zürich realisiert. Er arbeitet in seinen Inszenierungen häufig mit Profis des jeweiligen Schauspielensembles und Vertreterinnen und Vertretern von unterschiedlichen sozialen Gruppen. Von 2005 bis 2013 war er Hausregisseur und Mitglied der künstlerischen Leitung am Staatstheater Stuttgart. 2006 wurde Volker Lösch für den deutschen Theaterpreis „Faust“ nominiert, 2009 zum Berliner Theatertreffen eingeladen. 2013 hat er den renommierten Lessingpreis des Landes Sachsen erhalten. Neben seiner Theaterarbeit unterrichtet er an Theaterhochschulen im In- und Ausland. Am Mozarteum lehrt er regelmäßig bereits seit 2010.

In englischer und deutscher Sprache spielen werden Studierende aus Brüssel, Helsinki, Maastricht, Madrid, München, Oslo, Riga, Salzburg, Thessaloniki und Warschau.

Poor Rich Europe - Armes Reiches Europa – am Donnerstag (18.10.) und am Freitag (19.10.) jeweils um 19 Uhr im Theater im KunstQuartier; Gastspiel am Thalia Theater in Hamburg am 10. Und 11. November – www.uni-mozarteum.at
Bilder: UniMoz / Manuela Seethaler (1)