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Einfach zurückgeben?

THEATER ECCE / ARGEkultur / ALL INCLUSIVE

01/10/18 „Das Stück stellt – leise und unaufdringlich – Fragen über das Wahrnehmen persönlicher Verantwortung versus Freiheitsdrang, über Solidarität versus Streben nach eigener Unabhängigkeit“, sagt Ben Pascal über sein Stück all inclusive, das am Mittwoch (3.10.) in der ARGEkultur Premiere hat.

Von Reinhard Kriechbaum

Wie „normal“ ist Behinderung in unserer aufgeklärten Gesellschaft? Ist ein Kind mit Behinderung akzeptiert oder doch ein Hindernis, möglicherweise sogar „ein Schaden“? Im Theaterrstück „all inclusive“ macht der 33jährige Salzburger Autor Ben Pascal Ein Gedankenexperiment. „Was wäre, wenn man jemanden, der einem irgendwann 'lästig' wird, einfach weg- oder, in diesem Fall, zurückgibt?“

Harald lädt Hanna, eine gute Bekannte zum Essen ein. Sie sprechen über den tragischen Tod von Haralds Frau Sandra, der sich vor zwei Wochen ereignet hat, über Haralds Pensionierung und über seinen Sohn Samuel, welcher Down-Syndrom hat. Auch Samuel, der immer wieder kommt und geht, wird in die Gespräche mit einbezogen. Die sehr warme und familiäre Stimmung erfährt eine abrupte Wendung, als Hanna schließlich aufbrechen will und Harald ihr offenbart, dass Samuel eigentlich ihr Kind ist. Sie hat den Säugling vor achtzehn Jahren zur Adoption freigegeben. Da Harald nun verreisen wird – alleine und auf unbestimmte Zeit – will er Samuel seiner leiblichen Mutter zurückgeben...

„Ohne moralisch zu werten, kommen angesichts einer immer höher werdenden Lebenserwartung Fragen von großer gesellschaftlicher Relevanz und bis ins intimste Private auftretende Konflikte zur Sprache“, so Ben Pascal. „Plötzlich befinden sich Schauspielerinnen und Publikum inmitten einer Wertediskussion voller neoliberaler und christlich-sozialer Argumente.“ Und zur Form des Stücks: „All inclusive ist auch der Versuch, absurde Elemente mit realistischen zu vermischen, einen Tisch zum Leben zu erwecken, wodurch ein Ding menschlich und ein Mensch 'dinghaft' wird.“ Die Rolle des behinderten jungen Mannes spielt Philipp Kieninger, der selbst Down Syndrom hat. Manche Formulierungen stammen von ihm, andere „von Beatrix, meiner verstorbenen Tante, die auch Down-Syndrom hatte“, erklärt Ben Pascal. Und Samuel, der Betroffene? „Er kann sich nicht verstellen, er hat keine Masken, kann sich nicht wehren und wird in diesem Machtkampf verdinglicht. Er, der am wenigsten 'schuld' an etwas ist, wird zum großen Verlierer, möglicherweise eine Rolle, die ihm schon durch seine Geburt mitgegeben wurde.“

Reinhold Tritscher, Künstlerischer Leiter Theater ecce: All Inclusive verstehe ich einerseits als einen Beitrag zu unserer inklusiven Theaterarbeit, andererseits wollen wir einem jungen österreichischen Autor und Regisseur die Möglichkeit bieten, unter professionellen Rahmenbedingungen ein Stück zur Uraufführung zu bringen.“ Ben Pascal heißt mit bürgerlichem Namen Benjamin Blaikner und ist der Sohn von Peter Blaikner. Erst diesen Frühjahr wurde sein Stück „Ansichtssache“ im Off-Theater aus der Taufe gehoben.

Premiere am Mittwoch (3.10.) um 19.30 Uhr in der ARGEkultur, weitere Aufführungen am 4.,8., 9. und 10. Oktober – www.argekultur.at
Bild: Theater ecce / Andreas Hauch

 

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