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Ein Tag voller Leben

LANDESTHEATER IM OVAL / NUR EIN TAG

22/03/18 Fuchs und Wildschwein beobachten die „Geburt“ der kleinen Eintagsfliege im Tümpel und philosophieren voller Trauer und Mitleid über die Tragik, dieses zum Sterben geboren Werdens. Fliege sieht das ganz anders: Voller Elan startet sie ins Leben. Was sie alles vor hat? „Beruf lernen. Heiraten. Alt werden. Ein paar Sprachen lernen.“ Fuchs und Wildschwein beschließen ein Mitleids-Komplott.

Von Heidemarie Klabacher

Das Theaterstück „Nur ein Tag“ von Martin Baltscheit wurde 2007 uraufgeführt. 2014 folgte die inzwischen vielfach auszeichnete Hörspielfassung. 2016 das Bilderbuch im angesehenen Dressler Verlag. Im Juni 2017 der Film auf das Drehbuch und in der Regie des Autors.

Seit Donnerstag (22.3.) vormittags um Elf versteht man den Hype um „Nur ein Tag“. Die Produktion des Landestheaters im Oval im Europark ist ganz einfach eine zauberhafte Angelegenheit. Sehr bewegend und zum Glück auch immer wieder sehr witzig. Theater mit einfachsten Mitteln und gerade deswegen voller Poesie.

Regie führt die schwedische Regisseurin Gunilla Hällström, die im Landestheater schon „Mama Muh und die Krähe“, „Leopolds Lieder“, „Pippi Langstrumpf“ und „Die große Wörterfabrik“ inszeniert hat.

Sonja Böhm, die bereits in Burg- und Akademietheater sowie bei den Salzburger Festspielen arbeitete, hat eine mobile Teichlandschaft entwickelt, die so abstrakt und zugleich so anschaulich ist, dass man die Fliegen summen, die Wellen plätschern und das Schilf im Wind wehen hört.

„Ich will sie nicht kennen lernen. Wenn ich sie kennen lerne und lieb gewinne…“ „… musst du weinen, wenn sie stirbt.“ Fuchs und Wildschwein lernen sie dann doch kennen, und gewinnen sie sehr lieb, die energiegeladene lebenslustige Eintagsfliege, die von sich selber meint, sie sei eine Maifliege. Fuchs und Wildschein tun alles, um der jungen Freundin diesen einen Tag, von dem sie wissen, dass es ihr einziger sein wird, so schön zu machen, wie möglich. Klingt jetzt sehr traurig und ist es auch traurig. Aber wer sagt, dass das Leben nicht auch mal traurig sein darf? Dennoch ist diese wundersame Theaterstunde nie sentimental, sondern voller sprühender Lebensfreude.

Witzig wohl nur für die Großen, sind etwa die quasi-expressionistischen Auslassungen über das Leben, das daherkommt, „wie ein Blütenbaum, mit Blättern, die nicht wahr sind“, oder wenn es gar heißt „Trübsal heißt das Haus in dem ich wohne“.

Wie fürsorglich sich Fuchs, in Gestalt von Walter Sachers, und Wildschwein in Gestalt von Christoph Wieschke, um Janina Raspes fröhliche Eintagsfliege kümmern! Wie beherzt sie sich zum Narren machen bei der Lebensplan-Etappe „Heiraten“. Und wie erstaunt sie erkennen müssen, dass dieser eine Tag wohl der erste und einzige im Leben der Freundin auf der Erde ist, dass diesem aber ein reiches Larvenleben unter Wasser  – mit dreißig Klassen „Larvenschule“ – vorangegangen ist. Worher soll sie auch sonst all das wissen, was sie weiß vom Leben? Und Fliege weiß eine ganze Menge. Auch die letzte große Prüfung besteht sie mit Bravour...

Nur ein Tag – nächste Aufführung am Samstag (24.3.) weiter Aufführungen im Oval im Europark bis 24. April - www.salzburger-landestheater.at
Bilder: LT/ Christina Baumann

 

 

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