Zugabe
SOMMERSZENE 2012
11/05/12 Seit dreißig Jahren verantwort Michael Stolhofer die Sommerszene. Er hat das Festival nicht nur geleitet, sondern zu dem gemacht, was es heute ist: Salzburgs Fenster zur internationalen Tanz- und Performanceszene. Heute Freitag (11.5.) präsentierte Michael Stolhofer seine letzte Sommerszene. Motto „Zugabe“.
Von Heidemarie Klabacher
Eingeladen habe er "die maßgeblichen Künstlerinnen und Künstler, die in den Achtziger-, Neunziger- und Nullerjahren die Szene mitgeprägt haben". Sein Abschiedsprogramm sei „ein Versuch, die Stärken des Szene nochmals darzustellen“, sagte Michael Stolhofer. „Ein Resümee der letzten dreißig Jahre“ erwartet das Publikum also von 5. bis 15. Juli.
„Als eine Art 'Zugabe' konnte ich Künstlerinnen und Künstler für die diesjährige Sommerszene gewinnen, deren schöpferischer Prozess über die Jahrzehnte eng mit der szene Salzburg verbunden ist.“ Die Namen der Künstlerinnen und Künstler sind dem Szene-Begleiter und Besucher denn auch wohlvertraut. „Damals“ waren es teils junge aufstrebende Künstler, die Michael Stolhofer erstmals nach Salzburg gebracht hat, „im heutigen Theaterleben sind ihre Arbeiten unverzichtbar und zeigen Entwürfe des zukünftigen Bühnengeschehens auf", so Michael Stolhofer. Es kommen also wieder: Anne Teresa De Keersmaeker und Rosas, Chris Haring und Liquid Loft, Superamas, Wim Vandekeybus, Meg Stuart, Philipp Gehmacher, Dave St-Pierre, Hubert Lepka und lawine torrèn oder Louise Lecavalier und Benoît.
Eröffnet wird die diesjährige Sommerszene am 5. Juli mit der Uraufführung von „So Blue“ von Louise Lecavalier und Benoit Lachambre. „Die Ikone des kanadischen Tanztheaters und der kanadische Performancekünstler waren bereits 2009 in Salzburg zu Gast und ergänzen sich einmal mehr zum Gesamtkunstwerk“. Pikantes Detail dazu: Fanden im Vorjahr alle Veranstaltungen der Sommerszene bei freiem Eintritt statt, „gehen wir heuer einen Schritt weiter“, so Stolhofer, „und bezahlen unser Publikum“. Wie das? Bei der Eröffnung erhalte jeder Besucher in einem Kuvert den Betrag zurückerstattet, „den der Steuerzahler zur Jahresarbeit der szene salzburg an Steuermitteln beiträgt“. Wieviel das sein wird, hat Michael Stolhofer nicht verraten. Die Veranstaltungen unter freiem Himmel sind auch heuer wieder frei.
Die Geschichte der Sommerszene ist untrennbar mit dem künstlerischen Werk Anne Teresa De Keersmaekers verbunden: Mit „Drumming Live“ kommen die belgische Choreographin und ihre Compagnie Rosas zum zwölften Mal nach Salzburg. Steve Reichs Musik spielt das Ictus Ensemble, getanzt wird vor dem Domplatz. Dave St-Pierre wird, in Zusammenarbeit mit der Szene seine „New Creation“ vorstellen, den Abschluss seiner Trilogie über menschliche Utopien, die Gesellschaft, ihre Oberflächlichkeit und ihre Defizite.
Michel Blazy wird in der „Dietrichsruh“ im Hof des Toscanatraktes der Universität einen Garten anlegen. Durchwandert, durchtanzt wird „The Perfect Garden“ von Chris Haring und Liquid Loft. Das ist ein Beitrag der Szene Salzburg zum 50. Jubiläum der Paris-Lodron-Universität.
Wim Vandekeybus ist ebenfalls eine Zentralgestalt von Michael Stolhofers Szenekonzepten über die Jahre: Mit einer Retrospektive lädt die Sommerszene zu einer Reise durch das künstlerische Werk des belgischen Regisseurs, Choreographen, Schauspielers und Photographen: In den „Kavernen“ wird ein kleines Kino eingerichtet, in dem das Filmschaffen von Wim Vandekeybus - darunter seinerzeit teils revolutionäre Tanz-Videos - gezeigt wird.
"Take the ‘A’ Train" ist der Titel des diesjährigen Szene-Dinners in der TS-Lokhalle der ÖBB: „ Dort, wo sonst mit schwerem Werkzeug hantiert wird und stählerne Lokomotiv-Kolosse geölt und geschmiert werden, wird Hubert Lepka sein Motorentheater ‚108 EB’ zur Auffu?hrung bringen“, freut sich Michael Stolhofer auf diese „Kammermusik fu?r vier Motoren und Bedienungspersonal“ auf Originalinstrumenten (zwei BMW- und zwei Alfa-Romeo-Motoren).
Unverzichtbar für einen Rückblick auf dreißg Jahre: Meg Stuart. Sie wird zusammen mit Choreograph Philipp Gehmacher („Einer der wenigen Tänzer und Choreographen aus Salzburg“, so Stolhofer) die Grenzen zwischen körperlicher Nähe und Distanz ausloten. Erweitert werden soll die Performance von einer Intervention des Videokünstlers Vladimir Miller, der das Bühnengeschehen zusätzlich im Bild projiziert. Zum Abschluss der diesjährigen Sommerszene präsentierte Superamas mit „Waterloo – How to party in times of crisis“ ihre Vorstellung von zeitgenössischen Überlebensstrategien.