Butterfly und Hello Kitty

TOIHAUS/LOVE SEX DEATH JAPAN

25/04/12 Auf einen schrecklich-schönen Trip durch japanische Bilderwelten begeben sich die Tänzerin Cornelia Böhnisch und der Tanzdramaturg Georg Hobmeier im Toihaus.

Von Karl Zechenter

Die Ausgangspositionen könnten verschiedener nicht sein: Cornelia Böhnisch kommt mit der Erfahrung der Fremdheit von einer Japanreise wieder in Salzburg an. Georg Hobmeier fasziniert die japanische Bilder- und Geschichtenwelt zwischen Animationsklassikern wie Totoro und Horrorgestalten. Aus diesen verschiedenen Blickwinkeln heraus kreieren Böhnisch und Hobmeier eine konzentrierte, intensive Bilderfolge, die die Zuschauer mit ihrer bewussten Reduzierung des Tempos in ihren Bann zieht.

Während Hüseyn Evirgens minimalistische Soundlandschaften klicken und schnurren, schält Cornelia Böhnisch mit starrem Gesicht lange rote Bänder aus ihrem Samuraikostüm. Erst nach einer Weile dämmert es, dass es hier um eine Todesmetapher geht. Hypnotisch langsam wird es schließlich in der Teezeremonie.Nicht durch die Geschwindigkeit der Bewegungen, sondern durch die Exaktheit, mit der jeder Löffel, Tasse, Milch, Kaffeepad balanciert, gemessen, gewogen, gebraucht, im rechten Winkel abgelegt wird.

Halt, Kaffeepad? Die Teezeremonie wird zur Kaffeezeremonie ohne dabei Ernsthaftigkeit und Würde zu verlieren. In solchen Situationen gelingt es Hobmeier und Böhnisch ein exakt am Alltag angelegtes Feld der kleinen und großen Differenzen zu eröffnen, einen Raum, in dem uns das Exotische und Vertraute zugleich begegnet. Beiden gelingt es diese Spannung mit großer Leichtigkeit bis zum Ende zu halten.

Für jeden Japan-Interessierten bietet der Abend unterschiedliche Anhaltspunkte, ob es akustische Großstadtlandschaften mit Noise-Musik sind oder Madame Butterfly, ob uns das zuweile obskure Verhältnis zur Körperlichkeit erschreckt oder ein Samuraischwert aus Kirschblüten erheitert - alle Assoziationen fließen, tauchen auf, überlagern sich und amüsieren schließlich oft durch radikale Kehrtwendungen, wenn aus der Geisha eine comichafte „Hello Kitty“-Tanzmaus wird.

Diese Wandlungen verdankt das Stück auch den hervorragenden Kostümen von Sigrid Wurzinger. Das Ende erinnert an eigene intensive Reiseerlebnisse: Gerade hat man sich an die Fremd- und Neuartigkeit gewöhnt und sich etwas zurechtgefunden, schon ist es auch wieder vorüber. Zurück bleibt hier die Erinnerung an einen äußerst kurzweiligen und intensiven imaginären Japan-Trip.

Love.Death.Sex.Japan – weitere Vorstellungen 26., 27. und 28. April, sowie 3., 4., 5. und 10. Mai, jeweils 20.02 Uhr - toihaus.at

Bilder: Toihaus