Alles fliegt – auch die Phantasie
LANDESTHEATER / ASCHENPUTTEL IM SCHLOSS
02/04/12 Alles fliegt: Die Kutsche, aus der der verkleidete Prinz huldvoll winkt, das Pferd, auf dem Aschenputtel ihren effektvollen Auftritt im Schlossgarten hinlegt und sogar der alte Ofen, auf dem Alidoro, der Zauber-Lehrer, sich durch die Lüfte bewegt.
Von Heidemarie Klabacher
Die Phantasie hat es da leicht, mit zufliegen, abzuheben ins Märchenreich. Tatsächlich scheint die „Cenerentola“ des Landestheaters erst als „Aschenputtel im Schloss“ zu ihrer vollen zauberhaften Wirkung zu kommen. Alles, was in der abendfüllenden Produktion da und dort langatmig und erdenschwer geblieben ist, fehlt in der „Kurzfassung“ für Kinder. Und dennoch fehlt nichts. Es wird ja nicht einfach nur gekürzt, sondern mit dem gleichen musikalischen und künstlerischen Anspruch gearbeitet.
Inszeniert hat Carl Philip von Maldeghem. Eine Erzählerin (Elisabeth Halikiopoulos) führt – im Märchenbuch blätternd - durch die Geschichte. Gespielt wird in der Originalkulisse, in der hinreißenden Ausstattung von Christian Floeren. Der Schlosspark wirkt mehr denn eh wie eine aufgeschlagene Seite im Märchenbuch. Im Orchestergraben spielt das Mozarteumorchester unter der Leitung von Adrian Kelly – bei der Premiere am Sonntag (1.4.) mit mitreißendem Schwung und feiner Transparenz.
Neu bei den Sängern sind Vasilis Kavayas als Prinz Don Ramiro (an Stelle von Allesandro Luciano) und Laura Nicorescu als Clorinda (anstelle von Karolina Plickvová). Die tiefe samtige Stimme von Tamara Gura gibt der Hauptperson - Angelina/Cenerentola – wieder die nötige Melancholie, aus der die spritzigste Lebensfreude hervorsprudeln kann, wie aus einem Springbrunnen im Schlosspark.
Emily Righter singt wieder die zickig-eitle Tisbe und bildet zusammen Laura Nicorescu als Clorinda ein richtig boshaftes Schwesternpaar, dem es nur recht geschieht, dass keine den Prinzen bekommt. Bekannt und bewährt: Simon Schnorr als Dandini (Kammerdiener als Prinz verkleidet), Hubert Wild als altes Ekel Don Magnifico und Marcell Bakonyi als Alidoro.
Wieder ist die Opernproduktion für Kinder in der von Marco Dott verantworteten Programmschiene „Junges Land“ ein Highlight der Saison. Die „Kleine Zauberflöte“ ist ja schon legendär. Auffallend, wie wenig Termine jeweils vorgesehen sind. Man darf gespannt sein, ob „Aschenputtel im Schloss“ es wie die „Kleine Zauberflöte“ zur Wiederaufnahme bringen wird.
In der Spielzeit 2012/13 wird als Musiktheater für Kinder die 1941 im Waisenhaus von Prag versteckt vor den Nazis uraufgeführte Oper „Brundibár“ von Hans Krása auf dem Programm stehen: „Eine eigene Oper für Kinder, nicht nur eine verkleinerte Inszenierung“, sagte Marco Dott jüngst bei der Programmpräsentation.