Pilzbefall. Da wirst a Schwammerl.

TOIHAUS / PERFORMANCE FICTION

17/06/21 Ein Pilz – Schwammerl – ist mehr als das, was man sieht. Myzel nennt man die „Gesamtheit der fadenförmigen Zellen eines Pilzes“. Pilz nennt man meist den sichtbaren Fruchtkörper, das woraus man Schwammerlsoße macht. Das Festival Performance Fiction ist der „Fruchtkörper des Myzels Toihaus“.

Von Heidemarie Klabacher

Unter dem Zeichen des Pilzes will man nicht wenig: „Wir stellen uns, dem Publikum und Expert*innen die Frage: Was kann die Kunst für die Zukunft tun? Was kann die Zukunft für die Kunst tun?“ Das sollte demnächst geklärt sein: Das erstmals stattfindende Performance Fiction-Festival von 25. bis 30. Juni im Toihaus mach sich „auf der Suche nach Wissen, das es braucht, um auch künftig handlungsfähig zu sein“. Das Toihaus Theater versteht sich als „Experimentierraum im Spiel mit dem Futur Zwei“ und fragt „Was werden wir gewesen sein?“

Gewesen sein werden etwa die die Produktionen TON – Performance in a circle, das partizipative Stück Spieltöne – Theater zum Anfassen und das Kinderstück Ton in Ton. Diese drei Stücke zeigen, so die Verantwortlichen „den Toihaus-spezifischen Ansatz eines zeitgenössisch-intergenerationellen Theaters“.

Weiters zu Gast ist die Choreographin und Tänzerin Sophia Hörmann mit ihrer vom Eiskunstlauf inspirierten Solo-Tanzperformance Glowing current moods. Auffällig in einem Performance-Programm: „Am Wochenende können Interessierte beim Workshop Sound of Tea von Robert Angerer Lautsprecher aus Kombucha-Leder bauen und erfahren, wie man mit dem von Pilzen bei der Fermentation vorbeugt.“ Aber auch, wie ein von Pilzen produziertes Material in Kombination mit elektronischen Bauteilen Musik von sich geben kann. Anmeldung dazu ist erforderlich.

Julia Müllners gathering bacteria in my carrier bag war beim diesjährigen Wiener Imagetanz-Festival als Online-Fassung präsent, nun hat die Künstlerin für das Toihaus daraus ein Bühnen-Stückgemacht. Den Abschluss des Festivals bringt das Konzert In Effigie der Formation Dr. Didi mit Didi Bruckmayr, Peter Androsch und Bernd Preinfalk.

Einige Projekte von Performance Fiction waren Einreichungen beim interdisziplinären Open Call Learning from fungi for art, „wo sich das Toihaus auf die Suche nach künstlerischen Auseinandersetzungen mit der vielfältigen Bedeutung von Pilzen für das Leben auf unserem Planeten sowie ihrer Verbindung und Verwobenheit machte“.

Täglich im Festivalzeitraum sind im Toihaus die Installation No.2 von Jasmin Edelbrunner und Do you lichen me von Ursula Wimmesberger zu besichtigen. Beide Projekte seien, so die Verantwortlichen, eng mit der ersten Festival-Ausgabe verbunden: „Während die Fotodoku zu Edelbrunners No.2 auch das Sujet des ersten Performance Fiction-Festivals ist, ist Wimmesbergers Arbeit im Entstehen und in den ersten Festivaltagen noch ein work-in-progress.“ Interessierte können die Künstlerin in ihrem temporären Atelier, in der „Toihaus-Künstler*innenwohnung“ besuchen.

Besonders freuen man sich über die Kooperation mit der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen, die im Theaterfoyer mit einer temporären Bibliothek mit Zukunftsbüchern dabei ist. Weiters würden, so die Verantwortlichen, während des Festivalzeitraums Gespräche mit Expertinnen und Experten aus verschiedensten Disziplinen als Blog veröffentlicht.

Performance Fiction-Festival von 25. bis 30. Juni - toihaus.at
Bilder: toihaus.at