Benjamin Britten hatte seine 1970 entstandene, zweiaktige Oper Owen Wingrave als Stück fürs Fernsehen konzipiert. Sie wirkt auch auf der Bühne – unser Rezensent Gottfried Franz Kasparek schrieb nach der Premiere im Jänner dieses Jahres im Großen Studio der Universität Mozarteum, man sitze „gute eineinhalb Stunden lang buchstäblich auf der Stuhlkante“. Nun ist Owen Wingrave also wieder auf dem Bildschirm gelandet, denn die höchst bemerkenswerte Salzburger Aufführung (Regie Alexander von Pfeil) wurde mitgeschnitten und kann in voller Länge nacherlebt werden.
Das Werk fußt auf einer Kurzgeschichte von Henry James. Owen Wingrave kommt aus einer Offiziersfamilie und verweigert sich. Er will keine Menschen töten, outet sich in einer Militärschule als Pazifist, wird zur Besserung heim geschickt und zerbricht an den starren Ehrbegriffen seiner Familie. Der Stoff hat den überzeugten Pazifisten Benjamin Britten spürbar angesprochen: Der Schöpfer des eindrucksvollen War Requiem hatte ja selbst den Wehrsdienst verweigert.
Der Mitschnitt der Aufführung auf Vimeo