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Intensiver als so manche Operninszenierung

MOZARTEUMORCHESTER / ELIAS

05/03/12 „Stark, eifrig, auch wohl bös und zornig und finster … und fast zur ganzen Welt im Gegensatz, und doch getragen wie von Engelsflügeln“ – so charakterisierte Mendelssohn- Bartoldy den Propheten Elias 1838 in einem Brief an den Pfarrer Schubring. Florian Bösch sang - nein, er lebte - genau diesen Elias in einer beglückenden Aufführung des Oratoriums durch das Mozarteumorchester und den Salzburger Bachchor unter der Leitung von Ivor Bolton am Sonntag (4.3.) im Großen Festspielhaus.

Von Christiane Keckeis

Bösch setzte alle Nuancen an Gestaltung und Stimmfarben ein, um dem streitbaren und doch so sehr auch fühlenden Propheten Gestalt zu verleihen, mächtig wie sensibel erscheint er, bedrohlich im Zorn und berührend in der Resignation. Der Sänger wird zum Seelenmaler, in einer nichtszenischen Aufführung entstehen lebendige Bilder vor dem inneren Auge, intensiver als in so mancher Operninszenierung.

Da ist wohl auch Boltons Intention verantwortlich: Er lässt Mendelssohns Musik ohne jeden Schwulst und ohne Pathos, aber eindrücklich in der Klarheit und Dramatik, durchhörbar und mit großer Sorgfalt fließen. Die Szenen reihen sich flüssig aneinander, die Tempi sind eher zügig. Bolton lässt das Orchester mitreißend erzählen, den Chor in den verschiedensten Rollen agieren. Lyrische Passagen sind nicht kitschig und doch berühren sie, dramatische Szenen sind nicht überbordend und doch fesselnd – und alles miteinander ist reich an Farben.

Das Mozarteumorchester ist ganz bei der Sache, engagiert und sensibel, da ist keine Phrase unnötig dick oder zäh, keiner der Sänger wird zugedeckt, alles dient der Durchsichtigkeit, der Verständlichkeit der Erzählung. Was nicht heißt, dass heftige Ausbrüche nicht an die Grenzen gingen, dynamische Steigerungen langweilig wären, nein, an Intensität mangelt es wirklich nicht.

Seine Qualitäten entfaltet auch der Bachchor - und mehr! Die Klangschönheit der Stimmen in den lyrischen Sätzen, die Homogenität der Stimmgruppen in den Fugen (was für ein Tenor!), die Textdeutlichkeit, die Intelligenz der dramaturgischen Gestaltung, die oft schmerzhaft schöne lupenreine Intonation, aber auch der volle Einsatz der Kraft, der Willen zum dramatischen Ausdruck bis über die Grenze: Mit all dem malt auch der Chor Szenenbilder von großer Eindringlichkeit und macht es für den Zuhörer nicht nur lukullisch genussreich, sondern spannend und mitreißend.

Last but not least die restlichen Solisten: Michael Schade gestaltet gewohnt überzeugend mit souveräner Feinfühligkeit und erfreut mit lyrischer Schönheit ebenso wie mit tenoraler Durchschlagskraft. Bernarda Fink zeigt ihre Rollenvielfalt: Dem Engel gibt sie ihr warmes Timbre, unaufdringlich und selbstverständlich. Die aufhetzende Königin entsteht in zahlreichen interessanten Alt-Nuancen, keifend und aufgeregt. Sylvia Schwartz lässt mit flirrendem Vibrato die nervöse Witwe entstehen. Wunderbar auch die Chorsoli in Terzetten und Quartetten; mit engelsgleichem Ton, ganz rein und zum Gänsehaut kriegen, ließ die Sopransolistin des Knaben aufhorchen.

„Der bis an das Ende beharrt, der wird selig.“ Was der Chor so überzeugend zitiert, wird schlussendlich zur Quintessenz dieses Konzertes: Der schon zur Pause nicht endenwollende Beifall steigert sich zum Schluss in selige Standing ovations – ein Dankeschön für eine Sternstunde.


 

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