Holzbadewanne und Plumpsklo

SALZBURGER FREILICHTMUSEUM / SAISONERÖFFNUNG

24/03/17 Die meisten Besucherinnen und Besucher verbinden das Freilichtmuseum mit alten Bauernhäusern und volkskulturellen Veranstaltungen. Das so entstehende Bild ist meist ein idyllisches, romantisch getöntes. Wie haben die Menschen wirklich gelebt?

Von Reinhard Kriechbaum

„Die in der heurigen Saison erstmals angebotenen Themenführungen sind eine Einladung an all jene, die ihr Wissen über den ländlichen Alltag im 19. Jahrhundert vertiefen möchten“, sagt Michael Weese. Die Museumsvermittlung mache damit die alltäglichen Lebenswelten und Hausgeschichten stärker zum Thema. Von Mai bis Oktober gibt es an 19 Sonntagen Führungen, die sich mit Themen wie „Hygiene vor 150 Jahren“, „Was wurde vor 200 Jahren gekocht?“ oder „Altersversorgung im Wandel der Zeit“ beschäftigen. Für diese anderthalbstündigen Führungen, die um 12 Uhr beginnen, braucht man sich nicht anzumelden.

Morgen Samstag (25.3.) beginnt die Saison: „Das Salzburger Freilichtmuseum vermittelt lebensnah und auf eine spannende Weise unsere Sozialgeschichte“, so Landesrat Heinrich Schellhorn in einem Pressegespräch heute Freitag (24.3.). „Daneben ist es auch ein beliebtes Ausflugsziel für Familien und bietet altersgerechte Angebote. Das macht das Freilichtmuseum zu einem Paradebeispiel für gelungene kulturelle Bildung für alle Altersgruppen.“

Als wichtigen Baustein in der Museumsarbeit nennt der neue Direktor Michael Weese die Kooperation mit anderen Institutionen. Als erstes wird gemeinsam mit dem Salzburger Landesinstitut für Volkskunde und dem Salzburg Museum ein Ausstellungsbeitrag zum Gedenkjahr an den Anschluss 1938 gestaltet.

Neu ist der Programmpunkt „Hinter den Kulissen“. Da können die Besucherinnen und Besucher einen Blick hinter die Kulissen der Museumsarbeit werfen, das Sammlungsdepot besichtigen und die vielfältigen Arbeitsfelder des Museumsteams kennenlernen. Das Freilichtmuseum besitzt unzählige Gerätschaften, die im Sammlungsdepot gelagert werden und damit nicht öffentlich zugänglich sind. Mit der Holzlagerhütte der Tischlerei Schwarz aus Salzburg-Gneis wurde ein geeigneter Bau aus den 1930er Jahren gefunden, der als Schaudepot adaptiert wird und so den Besucherinnen und Besuchern Entwicklungen der Mechanisierung in der Landwirtschaft näherbringen kann.

„Stubenhocken“ heißt die Schlussveranstaltung am 5. November: Zum Saisonausklang werden in verschiedenen Bauernhausstuben beim Zusammenhocken kleine feine Programme mit Musik, Gesang, zum Zuhörern und Zuschauen zelebriert. „Der private Innenraum bäuerlicher Wohnhäuser wird so zum Schauplatz vielfältiger Stubenkulturen“, erklärt Michael Weese.

Zum Salzburger Museumswochenende im Mai steuert das Freilichtmuseum ein interkulturelles Spielefest bei. Es werden Kinderspiele aus Salzburg und allen anderen Teilen der Welt gezeigt und gespielt. „Das Museum bemüht sich in diesem Zusammenhang, das Spielefest gemeinsam mit Flüchtlingsfamilien zu gestalten“, kündigt Weese an.

Die Stieglbrauerei sponsert nicht nur so manchen Umbau, sondern auch den Musik-Brunch, der heuer an vier Sonntagen in Zusammenarbeit mit dem Musikum Salzburg abgehalten wird. Das Freilichtmuseum ist neuerdings auf Facebook und es gibt einen WLAN-Hotspot. Übertreiben will der neue Direktor mit solchen Dingen aber nicht. Mit dem Tablet will er seine Gäste nicht ins Museumsgelände schicken.

Nicht unwichtig für die Besucher: Das Museumsgasthaus Salettl hat eine komplett neue und erweiterte Küche erhalten, man kocht jetzt anstatt auf 37 auf 83 Quadratmetern. Eine zweite Schankanlage und eine zweite Essensausgabe werden die Wartezeit in Spitzenzeiten verkürzen helfen. Allein die Handwerker des Museums leisteten auf dieser Baustelle 6.000 Arbeitsstunden. Inklusive dieser Eigenleistung wurden in Bau und Infrastruktur rund 500.000 Euro investiert. Davon schulterte dankenswerterweise der Förderverein des Museums 100.000 Euro. Ein Unterstützungsbeitrag in Höhe von 15.000 Euro kam vom Salzburger Tourismusförderungsfonds. Stiegl übernahm zum Zeichen einer gelebten Partnerschaft sämtliche Kosten für die Kälte- und Schanktechnik.

Ein neues Kassensystem wurde installiert, Online-Ticketing soll ab 2018 möglich sein. Um ein neues Eingangs- und Verwaltungsgebäude werde man auf Dauer nicht herumkommen. „Die Situation rund um Kassa, Eingang und Museumsladen ist völlig veraltet, unpraktisch und flächenmäßig viel zu klein“, sagt der neue Direktor. „Der Verwaltungsbereich, der ebenfalls im Eingangsgebäude untergebracht ist, platzt aus allen Nähten.“ Michael Weese, ein Hüne, muss den Kopf einziehen in den eigenen Büroräumen...

Von 25. März bis 5. November ist heuer Saison im Salzburger Freilichtmuseum. Zum Auftakt geigen die „Genussgeiger“ auf am Sonntag (26.3.) - www.freilichtmuseum.com
Bilder: dpk-klaba
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