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Volles Rohr auf den stillen Advent

HINTERGRUND / TURMBLASEN

02/11/16 „Mittelalter-Tradition des Turmblasens seit 1952 in der Salzburger Altstadt“ titelt man in einer Aussendung des Salzburger Christkindlmarkts. Fromme Weisen von Türmen herab hören zu lassen, war natürlich nicht ursprüngliche Intention des Türmens.

Von Reinhard Kriechbaum

Das Turmblasen rund um den Residenzplatz hat, was heute gar nicht so bewusst ist, überhaupt nichts mit dem Christkindlmarkt zu tun, der ist erst 22 Jahre später (1974) auf den Dom- bzw. Residenzplatz übersiedelt. Es ist damit, wenn man's nur nach der Stadtgeographie wertet, der älteste der bestehenden Märkte auf Stadtgebiet. Zuvor wurden adventliche Märkte (ab 1946) im Kurpark und dann auf dem Mirabellplatz abgehalten. Der älteste Weihnachtsmarkt im Bundesland ist seit 1973 der Adventmarkt in St. Leonhard.

Es gab also Zeiten, da nicht an jeder Straßenecke ein Weinhnachtsmarkt mit Punschständen eröffnet wurde. Eine ganz schrecklich stille und promillfreie Zeit muss das gewesen sein. Aber schon 1952 haben Tobi Reiser und Mozarteum-Professor Josef Dorfner etwas Nachhaltiges dagegen unternommen: Die beiden haben damals das „Salzburger Adventblasen“ eingeführt. Trompeten, Hörner, Posaunen und Alphörner spielten abwechselnd vom Glockenturm der Neuen Residenz, von den Dombögen, aus der Salzburger Residenz und von der Terrasse des „Café Glockenspiel“ höfische Musik aus dem 16. und 17. Jahrhundert, Turmmusiken sowie Volks-, Advent- und Weihnachtslieder.

Heutzutage musizieren zwei Mal die Woche (Donnerstag, Samstag) Bläser unter der Leitung des Trompeters Horst Hofer auf drei markanten Punkten am Residenzplatz. Gespielt wird auf dem Turm des Salzburger Glockenspiels sowie auf der Terrasse des Café Glockenspiels und auf dem nördlichen Dombögen. Die Betreiber des Christkindlmarkts beschreiben in einer Presseaussendung anschaulich ihren Beitrag zur Romantik: „Der Sternenhimmel wird gedimmt und einzelne Scheinwerfer sind auf die Bläser gerichtet.“ Mit einem zu dimmenden Sternenhimmel dürfte Salzburg ein Alleinstellungsmerkmal haben, wir lassen uns die Sache bei Gelegenheit genauer erklären.

Im Mittelalter hatten die Turmbläser die Aufgabe, vom höchsten Punkt der Stadt vor Gefahren wie herannahende Feinde oder vor Bränden zu warnen. Die andere Aufgabe waren all jene Musik-Tätigkeiten, für die sich die bei Hof angestellten Musiker zu gut waren. Sie waren also, wenn man so will, die Vorläufer der heutigen Blasmusikkapellen. Zu den „Türmern“, den eben von jeweiligen Städten angestellten Musikern, zählten nicht nur Bläser und Paukisten, sondern auch Streicher.Termine der Salzburger Turmbläser: von 1. bis 17. Dezember jeweils Donnerstag und Samstag um 18.30 Uhr. Jeweils am Mittwoch finden auf dem Domplatz Aufführungen von jungen Bläsern des Musikums Salzburg Stadt statt – www.christkindlmarkt.co.at

Bild: Salzburger Christkindlmarkt / wildbild.at 

 

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