01/07/21 Krisenstimmung im Hause Venus. Jene Göttin, die sich (zumindest in diesem Opernlibretto) ausschließlich über ihre Schönheit definiert, muss erkennen, dass nicht mehr sie, sondern Psyche ob ihrer äußeren Reize allseits bewundert wird. Die Göttin zieht gegenüber einer Sterblichen den Kürzeren.
17/06/21 Orpheus schreitet singend voran, führt Eurydike hinauf aus dem Totenreich ins Licht... So hätten Monteverdi und Gluck – und wir alle – es gern. Che farò senza Euridice... Was aber, wenn diese Liebe Illusion, er ein Macho und sie als Single besser dran gewesen wäre? In Harrison Birtwistles Operneinakter The Corridor gleicht schon die Befreiung einer gewaltsamen Entführung.
15/06/21 „Adam“ heißt er natürlich nicht wirklich, der virtuelle spanische Amigo. Unter dem Namen meldet er sich bloß unter der im Phishing-Mail angegebenen Telefonnummer. Der Bursche könnte zum Freund taugen. Man kann mit ihm sogar ein paar persönliche Wörte reden. Übers Wetter. Oder über die nervige Weihnachtsbeleuchtung.
02/05/21 Rennweg 1 und 2: Das ist jetzt die Adresse der Innsbrucker Hofburg und des Tiroler Landestheaters. Beide haben etwas mit Vorspielen zu tun, denn in der Hofburg in der barocken Gestalt, wie sie jetzt etwas protzig dasteht, hat ja kein Habsburger jemals residiert. Sie diente dazu, den Tirolern vorzuführen, wer der Chef ist.
24/05/21 Der Schlussmonolog aus Charlie Chaplins Film Der große Diktator, dieser Brandrede für Menschlichkeit, Frieden und Gerechtigkeit: Kann man das achtzig Jahre nach der Premiere so stehen lassen, mit der Erfahrung von wieder aufkeimendem Antisemitismus, Nationalismus und populistischer Verführung?
21/05/21 Viel lässt sich über die Donau erzählen, auch wenn man das „so bau, so blau, so blau“ als Legende weglässt. Zum Beispiel könnte man auf einen respektablen Spitzenplatz verweisen: Die Donau durchfließt auf über 2.800 Kilometern Länge zehn Länder – so viele wie kein anderer Fluss der Erde.
07/05/21 Eine vergessene Fotoschachtel, zufällig entdeckt 1997 im Naturhistorischen Museum. Die Beschriftung: Tarnow Juden 1942. Drin waren Fotos von jüdischen Familien – Teil eines Projekts zweier junger Nazi-Anthropologinnen zur Erforschung „typischer Ostjuden“ im Jahr 1942. Nun stehen die Aufnahmen im Zentrum der Ausstellung Der kalte Blick. Am Samstag 8. Mai jährt sich der Tag der Befreiung.
03/05/21 Festspiele veranstalten ist eine Option. Sie absagen eine – legitime – andere. Für ihre nächsten beiden Veranstaltungs-Blöcke hat sich die Schubertiade für Letzteres entschieden. Die Begründung klingt sehr plausibel.