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Bloß nicht selbstgefällig werden

REST DER WELT / INNSBRUCK / INNSBRUCK BAROCK

19/08/15 Zum zweiten Mal hat die Universität Mozarteum heuer in ihrer Innsbrucker Expositur eine Sommerakademie für Alte Musik veranstaltet. „Innsbruck Barock“ ist ein prosperierendes Unternehmen, freut sich ihr Leiter Florian Birsak.

Der Spezialist für historische Tasteninstrumente über die tieferen Beweggründe, eine solche Sommerakademie abzuhalten: Es stecke auch „ein Unwohlsein bezüglich gewisser Strömungen in der Alten Musik“ dahinter. Birsak ortet eine gewisse „Selbstgefälligkeit“. „In der Alten Musik wissen wir immer noch so wenig und es ist noch so vieles unklar, dass wir statt dieser Selbstgefälligkeit und Kritiklosigkeit der letzten Jahre wieder viel öfter Dinge in Frage stellen müssen. Deshalb haben wir auch so kontroverse Persönlichkeiten wie Reinhard Goebel dabei, der diesbezüglich ein großer Mahner ist.“

Den 35 Teilnehmern mit 44 Kursanmeldungen des Jahres 2014 standen diesmal 99 Teilnehmer aus 19 Ländern und 119 Kursanmeldungen gegenüber (manche Teilnehmer besuchten wieder mehrere Kurse). „Wir haben für die zweite Auflage zwar mit einer Steigerung der Teilnehmerzahlen bei unseren Meisterkursen gerechnet, dass diese mit rund 170 Prozent Zuwachs so deutlich ausfallen würde, hat uns aber selbst überrascht“, so Florian Birsak dieser Tage bei der Abschluss-Pressekonferenz in Innsbruck. Warum dem so ist? „Da ist zum einen der Standort Innsbruck als traditionelles Zentrum der Alten Musik“ erklärt Birsak, der in Salzburg künftig die Bachgesellschaft leitet. Hinzu komme Konzentriertheit der Arbeit bei den Kursen selbst: „Zum Teil machen die Teilnehmer bei uns in vier bis fünf Tagen die gleichen Erfahrungen wie anderswo in drei Wochen.“

Schließlich sei auch das Rahmenprogramm mit Seminaren zum Musikmanagement, zur Resonanzlehre und zur Historischen Aufführungspraxis sehr gut angenommen worden. Das in Form von intensiven Einzelgesprächen durchgeführte Seminar zum Musikmanagement des Kulturmanagers und Künstlerberaters Andreas Vierziger war umgehend ausgebucht. Mehr als die Hälfte der „Innsbruck Barock“-Teilnehmer interessierte sich für dieses Thema. „Der Erfolg des Seminars für Musikmanagement unterstreicht die große Unsicherheit der jungen Künstlerinnen und Künstler, in welche Richtung es gehen soll. Deshalb legen wir großen Wert auf solche Angebote“, betont Mozarteum-Vizerektorin Sarah Wedl-Wilson.

Die Innsbruck-Kennerin weiß auch bestens um die Tradition des Standorts und die Alte-Musik-Bewegung rund um die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik Bescheid: „Vor vierzig Jahren war Innsbruck die einzige Stadt in Europa, in der man Alte Musik an einer Sommerakademie studieren konnte. Und besucht man heute Aufführungen der Salzburger Festspiele, stößt man immer wieder auf Namen aus diesen und späteren Jahren, die zum Beispiel in der Zeit von René Jacobs als Festwochen-Leiter dort aktiv waren.“

Die Innsbrucker Festwochen seien übrigens ein hoch geschätzter Kooperationspartner von „Innsbruck Barock“, betont Mozarteum-Rektor Siegfried Mauser betont: „Den Weg, den wir durch die Zusammenarbeit mit den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik begonnen haben, wollen wir in den nächsten Jahren fortsetzen und intensivieren. Die Festwochen sind österreichweit das bedeutendste Festival für Alte Musik – ein einzigartiger Treffpunkt mit höchster Qualität. Das ist für beide Seiten eine Win-win-Situation.“

Die Sommerakademie „Innsbruck Barock“ dauerte von 6. bis 14. August. Besonders gefragt seien heuer die Meisterkurse von Dorothee Oberlinger (Blockflöte) und Midori Seiler (Violine) gewesen. „Da konnten wir gar nicht alle, die teilnehmen wollten, aufnehmen“, bedauert Florian Birsak.
(Universität Mozarteum/dpk)

„Innsbruck Barock“ wird auch im kommenden Sommer stattfinden, von 9. bis 17. August 2016.
Bild: Universität Mozarteum / Manuela Schuster

 

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