Muezzin im Südburgenland

REST DER WELT / BURGENLAND / J:OPERA

12/08/11 Im südöstlichsten Eck Österreichs liegt in einer wunderschönen Gegend, umgeben von Weingärten, Schloss Tabor. Das Open-Air-Opernfestival im halboffenen Schlosshof ist seit Jahren gut eingeführt. Heuer spielt man Mozarts „Entführung aus dem Serail“.

Von Wolfgang Stern

altMit der „Zauberflöte“ hat es 2003 begonnen, zuletzt waren hier Haydns „Welt auf dem Mond“ und Smetanas „Verkaufte Braut“ zu sehen. Im bisher kulturell vernachlässigten Südburgenland punktet man mit Qualität.

Es ist noch ein sehr familiäres Opernfest, das hier gefeiert wird. Kulinarisch ist man mit regionalen Schmankerln und dem Festivalwein, dem Uhudler – vielleicht wurde er auch dem Osmin als Schlaftrunk gereicht? – gerüstet.

Die Bevölkerung im Umland identifiziert sich mit dem Festivalort südlich von Jennersdorf, auch Nicht-Opernfans kommen und wollen dabei sein, wenn Konstanze Schloss Tabor flüchtet. Intendant Dietmar Kerschbaum führte heuer erstmals Regie. Man fühlt sich wohl hier, wenn mozärtlich gespielt wird. Seit Jahren ist es die Junge Brandenburgische Philharmonie, die aus dem Orchestergraben nicht immer gestrichene Wohlklänge mit diversen Naturlauten vermischt, aber das gehört einfach zu einer Aufführung im Freien. Jürgen Goriup leitete am 10. August die dritte Aufführung und führte mit Gefühl und ebensolcher Liebe zu Details durch die Handlung. Motiviert folgten die jungen Damen und Herren seinem Dirigat, soweit eben Mozart es zuließ. Besonders freut sich der Intendant über die Beteiligung in der Region selbst. Der Gesangverein Jennersdorf wurde miteinbezogen und macht das in den zwei kurzen Auftritten bestens.

altWunderschöne Kostüme (Susanne Özpinar) und eine gute Lichtregie tragen ebenso zum Gelingen bei wie das hochkarätige Solistenensemble, das aus verschiedenen großen Opernhäusern kommt. Gut besetzt war die Konstanze durch Renate Pitscheider, die ja bereits fest mit Tabor verwurzelt ist. Man sieht ihr die Freude am Spiel an, stimmlich  bleiben kaum Wünsche offen. Idealbesetzung für den Osmin ist Walter Fink, den Pedrillo singt mit Hingabe Paul Kaufmann (Deutsche Oper Berlin), mit tenoralen Schmelz gibt sich Timothy Oliver (Semperoper) als Pedrillo, Kerstin Grotrian ist eine humorvolle und stimmlich gut disponierte Zofe Blonde.

Der Orient hat Neuhaus am Klausenbach erobert, sogar der Muezzin ist zwischendurch vom Band zu hören; vielleicht erwischt der eine oder andere Interessent noch einen fliegenden Teppich dorthin, es eilt aber, weil nur noch an diesem Wochenende (bis 14.8.) gibt es Aufführungen.

2012 wird im Schloss Tabor Albert Lortzings „Wildschütz“ gegeben, Premiere ist am 2. August 2012. - www.jopera.at
Bilder: J:Opera / Mag. Michael Schmidt