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Eine Orchesterdichte wie in Luzern

REST DER WELT / GRAFENEGG

31/08/10 Weitere "große Kaliber" kamen am zweiten von insgesamt vier langen Wochenenden nach Grafenegg, um am Wolkenturm und im Auditorium groß aufzuspielen.

Von Wolfgang Stern

Eigentlich könnte man das Grafenegger Musikfestival als österreichische Ausgabe des Lucerne Festivals bezeichnen. Am Vierwaldstättersee sind es in mehr als fünf Wochen 33 Sinfoniekonzerte, in Niederösterreich schafft man an 14 Spieltagen 14 Orchesterkonzerte, und das jeweils mit hochkarätigen Ensembles. Grafenegg in der vierten Saison übertrifft alle Erwartungen. Das Erfreuliche dabei: 45 Prozent der Besucher kommen aus der Region. Auch die Auslastung von mehr als 97 Prozent spricht für das Festival, das immer mehr in den Tourneeplan der großen Orchester aufgenommen werden möchte.

Als Gründung aus der Zeit Peters des Großen entwickelte sich das St. Petersburger Mariinsky-Orchester. Namhafte Dirigenten leiteten das Orchester, so auch Otto Klemperer, Bruno Walter, Erich Kleiber, aber auch Richard Wagner, Gustav Mahler oder Arnold Schönberg.

Der jetzige Chef Valery Gergiev  kam mit einem echt russischen Programm nach Grafenegg und nützte die akustische Situation am Wolkenturm vor allem mit Sergej Prokofjews 5. Symphonie B-Dur, op. 100. Da war moderne Bau- und klingende Architektur in Verbindung als Fundament einer spannenden und unheimlich homogenen Wiedergabe, in der Gergiev nicht mit satten Klängen sparte und auch den Open-Air-Raum mit imposanten Klangsäulen füllte. Komplizierte rhythmische Wechsel in einer raffinierten Instrumentierung waren eine Herausforderung für die Musiker, die ihren Ruf, eines der besten Orchester Russlands zu sein, bestätigten.

Und dann noch Rimski-Korsakows „Scheherazade“, op.35 , ein Klangbild aus Tausendundeine Nacht, in der alle Klanggruppen ihre Qualitäten unter Beweis stellen konnten. Ein schöner Abend, wären da nicht die Mückenstiche gewesen.

Tags darauf dann die nun nicht mehr unter Fabio Luisis Leitung stehende Sächsische Staatskapelle aus Dresden. Diesmal stand Paavo Järvi dem Orchester vor. Zweimal Beethoven - sein Fünftes Klavierkonzert und die Fünfte Symphonie in c-moll - waren natürlich Ohrwürmer. Es war dann aber auch eine Sternstunde des Orchesters. Järvi nahm sich besonders im zweiten Satz dees Klavierkonzerts viel Zeit für Details und agogische Kunstgriffe. Das partnerschaftliche Musizieren mit Rudolf Buchbinder kann kaum besser funktionieren. Ist doch der Intendant des Festivals ein echter Beethoven-Spezialist. Die Euphorie aus dem Finalsatz der Schicksalssymphonie übertrug sich auf die Besucher. Mit "Valse triste" von Sibelius ließ man einen weiteren schönen Abend in Grafenegg ausklingen.

Bis 12. September dauert das Musikfestival Grafenegg. - www.grafenegg.at
Bild: Musikfestival Grafenegg / Marco Borggreve (1); PhotoWerk (1)

 

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