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Kleine Nachtmusik?

STYRIARTE / JOHANN JOSEPH FUX

20/07/10 Ist es so, dass man sich heuer überschlägt hierzulande, um den vor 350 Jahren geborenen Barockmeister Johann Joseph Fux zu ehren? Manchmal ist die Musikgeschichte ungerecht - und manchmal sind es auch die Nachgeborenen. Im Fall von Fux trifft der Vorwurf beide Seiten. Die "Styriarte" gibt sich Fux-beflissen.

Von Reinhard Kriechbaum

"Eine kleine Nachtmusik" titelte die Styriarte am Montag (19.7.) über ein Programm. Ein PR-Gag, um Publikum zu locken (das auch wirklich den Stefaniensaal gut füllte) - aber aufmerksame Musikhörer mögen auch schon über Fux-Werke mit KV-Nummer gestolpert sein. Ja, tatsächlich: Der Mozart-Werk-Auflister Ludwig Ritter von Köchel hat 1872 auch ein Verzeichnis der damals bekannten Werke des nahe Graz geborenen und am Wiener Hof zu höchsten Ehren gekommenen Johann Joseph Fux erstellt.

Man durfte staunen an diesem Abend, nicht nur über das im belgischen Gent ansässige Originalklangensemble "B'Rock". So ein Wohnsitz sagt heutzutage nicht viel, da die Alte-Musik-Szene weitgehend durch-internationalisiert ist. Der Geiger Gottfried von der Goltz ist Kapellmeister des Kammerorchesters, das an dem Abend beispielhaft "klangrednerisch" Werke von Fux vorgestellt hat, die bessere Verankerung im Konzertgeschehen verdienten.

Was für tolle Ideen stecken doch in der Ouverture in d-Moll! In dieser vielsätzigen Suite zeigt sich der vermeintliche altväterliche Kontrapunktiker von seiner kreativsten Seite. Die Ansprüche nicht nur an die Oboisten und Blockflötisten sind gewaltig. Fux' "Concerto le dolcezze e l'amerezze della notte" bietet Stimmungsmalerei von einem Nachtwächter-Lied (das aufs Kunstvollste verarbeitet wird) bis zu illustrierten Nacht-Gespinsten. Dann gibt es noch einen Satz, in dem die Bassgeige mit Läufen das Schnarchen imitiert.

All das machte unbändige Lust auf mehr in diese Richtung. Fux ist ja kein "Alter": Er war nur 15 Jahre älter als Bach und ist neun Jahre vor diesem gestorben – sie waren also Zeitgenossen. Dass man bei Johann Joseph Fux, dem Schöpfer des Lehrwerks "Gradus ad parnassum", nicht nur Kontrapunkt sondern auch virtuosen Instrumentengebrauch lernen hat können, zeigte ein Stück seines tschechischen Schülers Jan Dismas Zelenka. Nach Originellerem als dessen "Concerto à 8 concertanti" muss man lange suchen. Von "B'Rock" wurde dieses Stück sagenhaft eloquent und einfallsreich gestaltet.

Vor zwei Wochen hat die Styriarte ein mehrstündiges "Fest für Fux" veranstaltet (vom Burggarten bis in den Dom). Eines der wenigen geläufigeren Fux-Werke, seine Suite "Turcaria", in der die Belagerung Wiens durch die Türken 1683 musikalisch ausgemalt wird, hörte man ebenfalls dieser Tage in einem Konzert in der Helmut-List-Halle. Schön, dass der Gambist Lorenz Duftschmid und sein Ensemble Armonico Tributo Austria nicht bloß abendländische Musik und das Ensemble Sarband mit dem Perkussionisten Vladimir Ivanoff nicht nur "klassische" türkische Musik haben hören lassen. Es kam zu einem befruchtenden Miteinander an diesem Abend. Es sind ja nicht nur Kriegsgeräte, sondern auch sehr unterschiedliche Musikwelten aufeinander geprallt damals. Das Ensemble Sarband bringt viel Klangfarbe ein in die im Grunde einstimmigen höfischen Balladen und Lieder.

Zwei Mal noch Fux bei der Styriarte (bis 25. Juli): Am 22. und 24. Juli präsentiert Jordi Savall mit "Le Concert des Nations" und dem Arnold Schoenberg Chor den Operneinakter "Orfeo e Euridice"  - www.styriarte.com

 

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