asdf
 

Kino unerwünscht

REST DER WELT / FILMARCHIV AUSTRIA

23/10/19 Kennen Sie die: Ihre Majestät die Liebe. Walzerkrieg. Gruß und Kuss – Veronika. Bockbierfest. Skandal um Eva. Nie wieder Liebe. Bomben auf Monte Carlo. Die verliebte Firma. Das hässliche Mädchen. Nicht gesehen? Kein Wunder. Es sind Filme von den Nazis vertriebener jüdischer Filmschaffender.

Von Heidemarie Klabacher

Der Ausschluss jüdischer Filmschaffender aus der deutschen Filmproduktion ließ nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im März 1933 nicht lange auf sich warten. Die rassistische Politik der Nationalsozialisten führte zum Ausschluss von Jüdinnen und Juden auch aus der deutschen Filmproduktion. Zahlreiche Filmschaffende suchten Zuflucht in den angrenzenden Ländern. Doch auch hier wurde es für sie zunehmend unmöglich, bei den etablierten Produktionsfirmen Arbeit zu finden. Als Reaktion auf das Berufsverbot begannen die vertriebenen Filmschaffenden vom deutschen Markt unabhängige Filme zu produzieren: das Unerwünschte Kino.

Das Filmarchiv Austria widmet sich von 18. Oktober 2019 bis 31. Jänner 2020 mit der Ausstellung Unerwünschtes Kino. Vertriebene Filmschaffende in Wien und Budapest 1933–1938. und einer begleitenden zweiteiligen Retrospektive dem deutschsprachigen Emigrantenfilm. Die aufgezählten Titel werden in der ersten Reihe der Retrospektive gezeigt.

Zentren des unabhängigen Films wurden die Donaumetropolen Wien und Budapest. In diesen entstanden bis 1938 zahlreiche deutschsprachige Filme abseits reichsdeutscher Ausgrenzung und Verfolgung. Mit der Zuspitzung der politischen Situation mussten die meisten von ihnen

Österreich noch vor dem „Anschluss" verlassen. In dieser Situation bildete sich um Wien und Budapest eine unabhängige Produktionslandschaft heraus. Diejenigen, die blieben, wie etwa Fritz Grünbaum oder Paul Morgan, wurden in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern ermordet.

Das Filmarchiv Austria beleuchtet Protagonisten und Werke dieser kurzen, aber ereignisreichen Periode des deutschsprachigen Exilfilms und präsentiert zahlreiche Objekte und Dokumente aus der eigenen Sammlung. Die Schau Unerwünschtes Kino spannt den Bogen von der Vertreibung aus Deutschland bis hin zu den bewegenden Einzelschicksalen in der Emigration. Zahlreiche Filmsequenzen, Fotografien, Briefe und Zeitzeugnisse geben Einblick in die 20-jährige Sammlungstätigkeit des Filmarchiv Austria zum Unerwünschten Kino. Erstellt wurde die Schau von Anna Högner und Armin Loacker vom Filmarchiv Austria. Mit der Ausstellung und der begleitenden Retrospektive wird diese entscheidende Phase der österreichischen Filmgeschichte erstmals einem breiteren Publikum vorgestellt.

Ausstellung Unerwünschtes Kino. Vertriebene Filmschaffende in Wien und Budapest 1933–1938.
bis 31. Jänner 2020 im Wiener Metro Kinokulturhaus, Johannesgasse 4.
Die Filmretrospektive findet in zwei Teilen statt: Filme vor der Vertreibung 1930–1933 von bis 2. Dezember; Deutschsprachiger Emigrantenfilm 1934–1937 von 4. Dezember bis 7. Jänner - www.filmarchiv.at
Bilder: Filmarchiv Austria 

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014