Goldener Klimt, radikaler Schiele & Co

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08/01/18 1918 starben Gustav Klimt, Egon Schiele und Koloman Moser. Sie prägten das Wien um 1900. Sie und ihr Umfeld sind Sammlungsschwerpunkte des Leopold Museum und dominieren das Jahresprogramm 2018. Direktor Hans-Peter Wipplinger: „Wir können nächstes Jahr die wichtigsten Ausstellungen zum Themenjahr der Wiener Moderne anbieten.“

Den Auftakt gibt mit 18. Jänner die Ausstellung „Wien um 1900. Klimt – Moser – Gerstl – Kokoschka“ . Sie spannen den Bogen vom Wiener Jugendstil bis zum Österreichischen Expressionismus. Neben Gemälden von Gustav Klimt und Kolo Moser werden auch Möbel, Kunsthandwerk, Plakate und Entwürfe aus der Hand des „Tausendkünstlers“ und Mitbegründers der Wiener Werkstätte präsentiert. Der dritte im Bunde: „Die radikalen Werke des Protoexpressionisten Richard Gerstl sind erstmals nach der Tournee in Frankfurt und New York wieder im Leopold Museum zu sehen.“ Und der vierte, Oskar Kokoschka, „Enfant terrible der Wiener Kunstszene des frühen 20. Jahrhunderts“, sei etwa mit seinem richtungsweisenden Selbstbildnis aus 1918/19 vertreten.

Die Schau „WOW! The Heidi Horten Collection“, zu sehen ab 16. Februar, ist für Hans-Peter Wipplinger die Fortsetzung eines Epochen überschreitenden Weges in der Programmierung: „Nicht nur, dass es uns durch die Initiative von Agnes Husslein-Arco gelungen ist, die erstmalige Präsentation einer der beeindruckendsten europäischen Privatsammlungen in unserem Haus zeigen zu können, ergeben sich in dieser Schau mit 170 Werken aus hundert Jahren Kunstgeschichte auch schöne Querblicke zur Sammlung von Rudolf Leopold.“ Zu sehen sein werden Meisterwerke von Gustav Klimt, Edvard Munch, Pablo Picasso über Andy Warhol oder Francis Bacon bis hin zu Damien Hirst, Silvie Fleury oder Mauricio Cattelan. Der Sammlerin sei es besonders wichtig, Kinder und Jugendliche an die Kunst heranzuführen. Sie sponsert daher Kunstvermittlungsprogramm und freien Eintritt jeden Donnerstagabend.

Die Jubiläumsschau zum 100. Todestag von Egon Schiele ab 3. März wird Hans-Peter Wipplinger gemeinsam mit Diethard Leopold kuratieren. Das Leopold Museum beherbergt die größte und bedeutendste Sammlung an Werken Egon Schieles. In der Jubiläumsausstellung präsentiert werden Gemälde und Papierarbeiten, „letztere aus konservatorischen Gründen in drei Durchläufen“. In den Blick genommen werden der Mensch wie der Künstler Egon Schiele. Dies verspreche „die ultimative Jubiläumsschau zu Schiele zu werden“, so Wipplinger.

Schiele kommt auch in der Schau „Schiele – Brus – Palme“ vor. Diese drei Enfant terribles ihrer jeweiligen Generation hätten „den herkömmlichen Kunstbegriff“ erweitert. „Egon Schieles schonungslose Beschäftigung mit dem Individuum, mit dem Selbst, war der notwendige verstörende Auftakt für das von zwei Weltkriegen erschütterte 20. Jahrhundert. In den 1960er-Jahren nahm Günter Brus den Körper als Kapital für die Kunst wieder auf. Eine Generation später ist es Thomas Palme, der das Erbe von Schiele und Brus in seinen Grafiken weiterführt.“ Kuratiert wird die Schau vom Leiter des Grazer Bruseums Roman Grabner. Der Bogen zum Beginn der Moderne wird mit „Anton Romako“ gespannt, einem der großen Wegbereiter der Moderne.

Ab 22. Juni wird der ebenfalls im Jahr 1918 verstorbene Gustav Klimt mit einer eigenen Ausstellung geehrt. Gezeigt werden neben den Beständen der Leopold Häuser, Exponate der Klimt-Foundation, Werke einer neuen, dem Museum überantworteten Dauerleihgabe eines Klimt-Nachfahren sowie internationale Leihgaben.

Umfassende Retrospektiven gelten Zoran Mušič (1909–2005) mit „Poesie der Stille“, Moritz Nähr mit „Fotografie und Wiener Moderne“ und der Fotografin Dora Kallmus mit „Machen Sie mich schön, Madame d’Ora!“ „In Form der Ausstellung über Zoran Mušič leisten wir einen Beitrag zum Gedenkjahr 1938“, so Wipplinger. Mušič zählte bereits zu den arrivierten slowenischen Malern, als er Ende 1944 für mehrere Monate ins Konzentrationslager Dachau verschleppt wurde. Das unauslöschliche Trauma der KZ-Erfahrung ließ den Maler nie los und findet sich ab 1970 im Bilderzyklus „Wir sind nicht die Letzten“.

Moritz Nähr (1859-1945) gilt als einer der wichtigsten Erneuerer in der Fotografie im „Wien um 1900“. Der erste Künstler, den Madame d’Ora fotografierte, war 1908 Gustav Klimt. Als entrechtete Jüdin verlor d’Ora 1940 ihr Atelier in Paris und musste sie sich jahrelang vor der Verfolgung durch deutsche Besatzungssoldaten in Frankreich versteckt halten.

Gabriele Langer, die kaufmännische Direktorin des Leopold Museum, im Rückblick: „Die Ausstellung ‚Carl Spitzweg – Erwin Wurm. Köstlich! Köstlich?‘ konnte mit mehr als 100.000 Besucherinnen und Besuchern an Ausstellungen wie ‚Klimt persönlich‘ anschließen.“ Das Besucherwachstum von acht Prozent von Jänner bis November 2017 hält an. Für das Geschäftsjahr 2017 wird das Leopold Museum 380.000 Besucherinnen und Besucher verzeichnen. Erfreulich sei der Anstieg des Anteils der inländischen Besucher von 13 auf 21 Prozent der Gesamtbesucher. (Leopold Museum/dpk-klaba)

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Bilder: Leopold Museum Wien (2); Ditesheim & Maffei Fine Art Neuchâtel (1); Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (1)