Im Salzkammergut lustig sein - was sonst?

REST DER WELT / LEHAR FESTIVAL / DAS WEISSE RÖSSL

18/07/11 Für das 50-Jahre-Jubiläum der sommerlichen Operettenfestspiele in Bad Ischl, die Intendant Michael Lakner 2004 in Lehár-Festival umbenannt hat, musste es schon „was Wunderbares sein“. So kehrte nach 37 Jahren die populäre Revue-Operette „Im Weißen Rössl“ an ihren Ursprungsort zurück.

Von Elisabeth Aumiller

altDenn die Geschichte von der feschen Rösslwirtin und ihrem verliebten Zahlkellner Leopold, dem sie schließlich den Dienst quittiert, um ihn als Ehemann neu zu engagieren, hatte ihren Ausgangspunkt im Gasthaus Lauffen, nur drei Kilometer von Ischl entfernt. Erst zur besseren  touristischen Aufbereitung wurde der Schauplatz nach St. Wolfgang verlegt.

Das Singspiel mit seiner eher belanglosen Handlung verdankt seine großen Erfolge vor allem der flotten Musikzubereitung zwischen Operette und Musical  von Ralph Benatzky mit den angereicherten musikalischen Einlagen-Zutaten von Bruno Granischstaedten, Robert Gilbert, Robert Stolz und Hans Frankowski. Dieses kompositorische Mischwerk ist aber zu erstaunlicher Harmonie zusammengewachsen, die Operettenrevue im Ambiente alpenländischer Sommerfrische reiht einen „Schlager“ an den anderen: „Im Salzkammergut, da kann ma gut lustig sein“, „Zuaschau’n kann i net“, „Es muss ein Wunderbares sein, von dir geliebt zu werden“, „Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist“, „Im weißen Rössl am Wolfgangsee“ , „Die ganze Welt ist himmelblau“ und „Mein Liebeslied muss ein Walzer sein“.

altLegendär die Filmversion mit Waltraud Haas und Peter Alexander. So war Waltraud Haas heuer die Festrednerin. Prägnant ließ die ehemalige Rösslwirtin die Geschichte des Lehárfestivals Revue passieren. Lobend erwähnte sie auch das Engagement für die Jugend mit den Projekten Europerette und Junge Operette Jumum (Jugend, Musik, Museum).

Regisseur Gernot Kranner lässt über die kleine schmale Bühne eine flotte Show mit agilen Singdarstellern wirbeln. Sie punkten mit Können, Temperament  und Komik, ohne je ins Outrieren  abzurutschen. Das Komödiantische wird ernst genommen, die parodistischen Elemente sind fein dosiert, und damit werden echte Heiterkeit und Lacherfolge im Publikum gezündet. Und doch erlebtr man das Weiße Rössl in guter Tradition, entstaubt, aber unverkennbar.

altMit Hilfe mikrofonischer Verstärkung  waren die Dialoge und Gesangsnummern der Singschauspieler sehr präsent und wortdeutlich verständlich und mischten sich auch mühelos mit dem in forscher Dynamik und zügiger Rhythmik aufspielenden Orchester unter der Leitung von Marius Burkert. Ulrike Beimpold gab ihr Rollendebüt und war eine resolute und resche Rösslwirtin, die auch mit beachtlichen gesanglichen Fähigkeiten zu gefallen wusste. Ihren Blumenstrauß am Ende kredenzte sie dann der verehrten Waltraud Haas. Boris Pfeifer war der verliebte Zahlkellner Leopold, aufmüpfig, pfiffig, verzweifelt und am Ende überschäumend vor Glück über seine Ehe-Engagement. Peter Alexander hat er sich sicher zum Vorbild genommen, brachte aber vor allem in den Gesangsnummern viel eigene Persönlichkeit ein und war der bejubelte und überzeugende Mittelpunkt und Darsteller  der berühmten Rolle. In Thomas Zisterer hatte er einen  ebenso agilen und pfiffigen Piccolo und als zart lispelndes Klärchen machte Pfeifers Frau Caroline Vasicek eine liebenswerte Figur. Ihr Vater Hinzelmann alias Frank-Michael Weber gab das witzige Komikerpaar ab, zusammen mit  Ernst-Dieter Suttheimer,  der als berlinernder Giesecke  natürlich die pointenreiche Chance weidlich nützte,  im divergierenden Dialog zwischen den preußischen und östererreichischen Sprachgewohnheiten dankbares Lachfutter abzugeben.

Als große Sensation war die Erwartung auf den Sigismund Sülzheimer von Christoph Wagner-Trenkwitz geschürt. Und er konnte ebenso viele Lacher und riesigen Beifall auf seiner Seite verbuchen, erwies sich als Komiktalent in seinem sächselnden Tonfall und zog  auch als singender Schauspieler die Aufmerksamkeit auf sich. Heiterkeit war ihm sicher sogleich beim ersten Auftritt als er im Elektroroller die Bühne durchquerte. Ein voller Erfolg als Multitalent!

Gerhard Balluch schließlich war der würdevolle Kaiser Franz Joseph, mit Radetzky-Marsch und Hymnen-Anklängen begrüßt.

Herwig Libowitzky zeichnete für die Bühnenbild Prospekte mit Wolfgangsee-Rössl-Gasthaus und Kuhstall-Romantik verantwortlich Michaela Mayer-Michnays Kostüme, in Zusammenarbeit mit Gössl gefertigt, lieferten Autentizität. Exquisit auch die Goldhaubenfrauen der Stadt Bad Ischl. Reizvoll und amüsant die Balletteinlagen, vor allem die „schuhplattelnde  Kuh“ ließ die Lachmuskeln des Publikums nicht ruhen.

"Im weißen Rössl" ist bis 2. September zu sehen. Die zweite Premiere gilt am 23. Juli Lehars "Paganini". - www.leharfestival.at
Bilder: Lehar-Festival / Foto Hofer