Wenn es galt, Huldigungsmusiken für die Habsburger zu schreiben, da mussten sich sogar die ersten Komponisten der jeweiligen Epoche zusammenreißen. Immerhin waren die Herrscher ja auch musikalisch hoch gebildet. Davon hatte vor einigen Tagen der Clemencic Consort unter Renè Clemencic am selben Ort anschauliche Kostproben gegeben. Ferdinand III., Leopold I., Joseph I. – sie haben selbst komponiert, und diese "Musik der Kaiser" (so der Titel des Programms) brauchte sich hinter jener der hauptberuflichen Tonsetzer nicht zu verstecken.
Am Donnerstag (8.7.) hörte man aber Werke von Musik-Profis zu Ehren der Polit-Profis. Stücke aus dem 15. und frühen 16. Jahrhundert - damals waren die Habsburger noch nicht mit dem Komponieren, sondern mit dem land-erweiternden Heiraten und überhaupt mit dem Sammeln von Macht beschäftigt. Auch gegen die "Turca ferox", die wilde Türkei, wurde musikalisch aufgerüstet. Tönende Propaganda, die von den sechs fulminanten Herren des Ensemble Cinquecento denkbar prächtig nachgestaltet wurde.
Da werden in einem Stück von Philip de Monte sogar jene "Nymphen, Mütter, Jungfrauen" zum Reigen herbei zitiert, die in den diversen griechischen Mythen in Sterne verwandelt worden sind. Für einen Habsburger konnte man schon mal die Umlaufbahnen der Himmelskörper verbiegen! In einer Huldigungsmotette von Johannes Brassart wird heftig gebetet für den neuen König Friedrich III., während der Tenor als frommes Ostinato singt: "Bei deinem Einzug erleuchte uns, Herr": Das meinte ursprünglich Gott und die Zeit des Advent, wird hier aber umgemünzt auf den künftigen Regenten. Bescheidenheit war keine Herrscher-Zier.