Rose, Malve und Lavendel
KLIMT-ZENTRUM ATTERSSEE / FLORALE WELTEN
08/07/19 Dem Künstler des „ewigen Blühens“ widmet die Klimt-Foundation die Schau Florale Welten – Blühender Jugendstil im Klimt-Zentrum am Attersee. Das Originalgemälde Litzlbergkeller ist nach hundert Jahren wieder am Ort seiner Entstehung zu sehen. Zu Sonderschau begrünt und beblumt wurde der weltweit erste Klimt-Garten.
Von Heidemarie Klabacher
„Krokus blüht im Garten, dass der Boden einem Sternenhimmel gleicht! Und das Gemüt erhellt sich und der Mut und die Kraft“, schwärmte Gustav Klimt im März 1916 in einem Brief an Emilie Flöge. Der Naturverbundenheit des Jugendstilkünstlers gilt die aktuelle Saison im Gustav-Klimt-Zentrum in Kammer-Schörfling am Attersee, wo auch heuer wieder ein hochkarätiges Original „zu Gast“ ist: Das Landschaftsgemälde Litzlbergkeller, im Erstbesitz des Sammlerpaares Otto und Eugenia Primavesi, ist seit 2018 als Dauerleihgabe aus Privatbesitz im Wiener Leopold Museum in der in Dauerausstellung Wien 1900. Aufbruch in die Moderne zu sehen. Allerdings ist das Gemälde noch bis 14. Juli quasi auf „Heimaturlaub“ an seinem Entstehungsort.
Das ursprünglich von der Brauerei Litzlberg als Lagerkeller errichtete Gebäude war zu Klimts Zeit eine beliebte Jausenstation und ist heute ein Restaurant. „Im Gemälde ist das Haus zweidimensional in die Bildmitte gesetzt und versinkt, hell-weiß leuchtend und vom See isoliert, im nuancenreichen Grün-Blau der Baumlandschaft. Lediglich die rosa blühenden Heckenrosen am Seeufer durchbrechen die blau-grüne Farbpalette“, beschreibt die Klimt-Foundation das Meisterwerk.
Gustav Klimt widmete sich mit Vorliebe der Welt der Pflanzen und Blumen, „ob im Hinterhofgrünraum seines Josefstädter Ateliers, im verwunschenen Künstlergarten des Biedermeierateliers in Wien-Hietzing oder vor allem an seinem motivisch ausgiebigsten Sehnsuchtsort, dem Attersee.“ Klimt setzte der Region mit über vierzig von rund 55 zwischen 1900 und 1916 entstandenen Landschaftsgemälden ein Denkmal in Bildern. In seinem Wiener Wohn- und Arbeitsumfeld habe eine eine naturnahe, bodenständige Umgebung dominiert, „durchzogen von jährlich angelegten Blumenbeeten“. Am Attersee inspiriert hätten ihn „üppig tragende Obstbäume, blühende Wiesen und Hügel sowie mystische Birken-, Buchen- und Tannenwälder“. Klimt habe in seiner Korrespondenz immer wieder Natureindrücke geschildert.
Der „Künstler des ewigen Blühens“, wie ihn Kunstkritiker Ludwig Hevesi bezeichnete, benötigte optimale Wetterbedingungen und ein von farbenfrohen Blumen geprägtes Umfeld: „Das verschönerte ihm den Tag und schenkte ihm Motivation: Die sommerliche Umgebung samt See wird zu seinem Malmotiv.“ Eine bunte Mixtur unterschiedlicher Frühlings- und Sommerblumen durchzieht seine Gemälde, auch wenn sie – botanisch betrachtet – kaum zur selben Zeit blühen: Sonnenblumen, Dahlien, Glockenblumen, Astern, Malven, Ringelblumen, Petunien, Margeriten, Nelken, Rosen, Lavendel, Kamille, Mohnblumen oder Arnika.
Zum heurigen Sommerbeginn wurde der gut hundert Quadratmeter große „Gustav-Klimt-Garten“ vor dem Klimt-Zentrum in Kammer-Schörfling eröffnet. Die Anlage sei, so die Verantwortlichenm von Klimts Gartenbildern inspiriert. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Tourismus und Nachhaltigkeit als eines von sechs touristischen Leuchtturmprojekten in Österreich nominiert und gefördert.
Seit dem 14. Juli 2012, dem 150. Geburtstag von Gustav Klimt, ist das Gustav Klimt-Zentrum in Kammer am Attersee geöffnet. Der weltberühmte Maler verbrachte gemeinsam mit Emilie Flöge die Sommermonate zwischen 1900 und 1916 regelmäßig am Attersee. Auch heuer lädt die gemeinnützige Klimt-Foundation zu Veranstaltungen, wie etwa zu Gustav Klimts Geburtstag am 14. Juli in die 1877 errichtete Villa Paulick in Seewalchen zu Konzert und Lesung mit Karl Markovics und dem Sonus Brass Ensemble in Kooperation mit dem Attergauer Kultursommer.