Preisgünstig und regionalbezogen

 

REST DER WELT / STRESAFESTIVAL / MUSIK IN BEWEGUNG

04/09/14 Etwas abseits der großen Festivals findet gerade das 53. Stresafestival statt. Es lohnt sich, in schönster Umgebung am Lago Maggiore diese Region nicht nur musikalisch zu entdecken.

Von Wolfgang Stern

Vom Jazz bis zu alter Musik, vom Solorezital bis zu großen Orchestern spannt sich die Palette des Angebotes, das in regionalen Burgen, Kirchen und natürlich im Kongresssaal in Stresa stattfindet.

Bei absolut vernünftigen Preisen darf man sich überraschen lassen. Und das gelingt dem Veranstalter immer wieder. Stresa hat gerade nicht den besten Sommer (keine Autoschlangen, keine überfüllten Hotels und Restaurants!). Trotzdem sind die Konzerte gut besucht bis ausverkauft. Und die Kartenpreise sind moderat, eigentlich ein Bruchteil von Salzburg oder Luzern. Von der Lage her kann man in jedem Fall mit Luzern am Vierwaldstättersee konkurrieren.

Über zwei Konzerte des Festivals, das noch bis zum 6. September dauert, kann berichtet werden.

Welch ein Höhenflug gelingt da seit etlichen Jahren der 1987 in Münster als Tochter koreanischer Eltern geborenen Suyoen Kim. Auf einer Stradivari triumphiert die begnadete Geigerin geradezu in zwei Konzerten hintereinander mit Johann Sebastian Bach. Die ersten drei Solosonaten (BWV 1001, 1003 und 1005), sowie die ersten drei Partiten (BWV 1002, 1004 und 1006) stellen mehr als eine Herausforderung dar. Kim spielt konzentriert, technisch auf höchstem Level. Routine ohne Leerlauf. Erinnerungen an beste Zeiten von Gidon Kremer – etwa in Lockenhaus in den 80er Jahren – werden wach. Man kann nur hoffen, dass diese großartige Geigerin in unseren Breiten öfter zu hören sein wird.

Gedanken an Claudio Abbado kommen auf, wenn man das Gustav Mahler Jugendorchester hört, das 1986/87 in Wien auf Initiative des in diesem Jahr verstorbenen Großmeisters gegründet wurde. Den jungen Musikerinnen und Musikern war die Freude am Musizieren anzumerken. Und die Betreuung durch Christoph Eschenbach, der schon 1968 als Pianist beim Stresafestival auftrat, war auch keine schlechte, speziell bei Tschaikowsky. Nach Auftritten beim Schleswig-Holsteinfestival (Hamburg und Lübeck), in Salzburg und Bozen, folgte nun Stresa, ehe man die Tournee mit unterschiedlichen Programmen in Rimini, Dresden, Essen und Köln beendet. Rund 2000 BewerberInnen sollen es jährlich sein, die sich hier um ein Mitmachen bemühen.

Für die Salzburger Bratschistin Andrea Stadler hat sich die Teilnahme in diesem Jahr auf alle Fälle gelohnt. „Das Orchestermusizieren mit so viel gleichgesinnten und talentierten Instrumentalisten war schön, ein echtes Erlebnis“, so die an der Privatuni Linz Studierende. „Ein bisschen anstrengend ist es schon, vorgestern noch Lübeck, heute Stresa, morgen Rimini,..“. Hatte man in Salzburg noch Bruckners Siebente auf dem Programm, so war es hier am Lago Maggiore im Congresssaal (mit Klimaanlage für Taube – eigentlich schlimm!) die Fünfte von Tschaikowsky. Ausgeglichen wirkte der Orchesterklang, besonders die Streicher fielen durch Exaktheit auf. Die aus 23 Ländern stammenden Musici – eine Freude schon, sie anzuschauen – spielten mit letztem Einsatz. Wie in Salzburg war zuvor Wolfgang Rihms 2. Klavierkonzert mit dem souveränen Solisten Tzimon Barto zu erleben.

Wer Konzertbesuche in dieser romantischen Gegend für den kommenden Sommer erwägt, könnte die Reise nach Oberitalien in die ebenfalls am Lago Maggiore liegenden Schweizer Festspielorte Ascona und Locarno mit einplanen.

Das Festival endet am 6. September mit einem Konzert des London Philharmonic Orchestras unter Vladimir Jurowski - www.stresafestival.eu