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Rosen oder Edelweiß für Kirill Petrenko?

REST DER WELT / MÜNCHEN / BAYERISCHE STAATSOPER

06/09/13 Warum sind Österreichs Floristen und Wiener Gärtner zu loben? Sie stiften den allwöchentlich vom Magazin einer Tageszeitung verliehenen Rosenstrauß. Wofür wird der überreicht? Die Erklärung steht am Schluss der Blatt-Rubrik „KulturHöhepunkte“ (die von „Bühne“ über „Pop&Jazz“ bis „Potpourri“ reichen): „… für das außergewöhnlichste kulturelle Erlebnis“. Und das lieferte diesen Sommer Kirill Petrenko.

Von Hans Gärtner

004Seit ein paar Tagen ist Kirill Petrenko Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper – Nachfolger von Kent Nagano, der nach Hamburg verabschiedet wurde. Ohne Blumen übrigens, geschweige denn mit einem Rosenstrauß, weder vom Intendanten noch  von Bayerns Floristen oder Münchner Gärtnern. Vielleicht kommt noch – woher auch immer – ein Rosenstrauß für Petrenko? Als Willkommens-Bukett, oder als verspätetes Lob für sein uneingeschränkt hochbejubeltes Dirigat des neuen Bayreuther „Rings“.

Petrenkos Einstand in Wagner-Land hat ja gezeigt: Das ist die große Hoffnung für München. Seit Christian Thielemann hat kein Dirigent mehr Wagners 15-Stunden-Opus so tief ausgelotet und so neo-brillant aus der Bayreuther Versenkung erhoben wie der 41-jährige Russe. „Er fächerte die Wagner-Partitur in viele Details auf, schaffte es dabei aber auch, einen großen Bogen zu entwickeln“, lobte der Kolumnist des österreichischen Rosenstrauß-Blattes.

Spätestens am Spätabend des 21. November wird auch ganz Opern-München wissen, welche Koryphäe künftig am Nationaltheater Pult tätig ist. Da hat nämlich Kirill Petrenko seine erste Münchner Premiere, keinen Wagner allerdings, aber mit der Richard-Strauss-Oper „Die Frau ohne Schatten“ ein ähnliches Kaliber.

Kirill Petrenko wurde 1972 in Omsk geboren und studierte dort an der Musikfachschule Klavier. Mit elf Jahren trat er als Pianist zum ersten Mal mit dem dortigen Symphonieorchester öffentlich auf. 1990 übersiedelte die Familie (Vater Geiger, Mutter Musikwissenschaftlerin) nach Vorarlberg, wo der Vater eine Stelle als Orchestermusiker und Musiklehrer annahm. Petrenko studierte Dirigieren an der Musikuniversität in Wien, wo er im Juni 1997 abschloss. Ein erstes Engagement führte ihn ab Herbst 1997 als Assistent und Kapellmeister an die Wiener Volksoper.
1999 bis 2002 war Kirill Petrenko Generalmusikdirektor am Theater in Meinigen. 2001 erregte er dort mit dem Ring des Nibelungen in der Inszenierung von Christine Mielitz zum ersten Mal internationales Aufsehen. Von 2002 bis 2007 war Kirill Petrenko Generalmusikdirektor an der Komischen Oper Berlin. Zu den wichtigsten Regisseuren, mit denen Petrenko dort zusammenarbeitete, zählten Peter Konwitschny, Calixto Bieto, Willi Decker und Andreas Homoki.
Von 2006 bis 2008 erarbeitete er in Frankfurt gemeinsam mit Peter Stein den Zyklus der Puschkin-Opern P.I. Tschaikowskys in Lyon, der im Frühjahr 2010 dann im Gesamten gezeigt wurde.
An der Bayerischen Staatsoper erlebte man ihn bereits 2009 mit Leoš Janá?eks Jen?fa in der Regie von Barbara Frey.

Mit 1. September hat er hier also das Amt des Generalmusikdirektors angetreten. In Anbetracht des superben Leumunds, der Petrenko vorauseilt, könnte man ja schon mal – zumindest bei Münchner Gärtnern, wenn nicht auch schon bei Bayerns Floristen – anfragen, ob sie nicht dem Beispiel der Österreicher respektive Wiener Kollegenschaft folgen möchten. Edelweiß täten es ja auch , weil doch Rosen schon vergeben sind.

In der Bayerischen Staatsoper dirigiert Kirill Petrenko ab 21.  November „Die Frau ohne Schatten“ von Richard Strauss, ab 6. Dezember Puccinis „Tosca“ und ab 4. Jänner „Euren Onegin“ von Tschaikowsky
Bild:www.lewin-management.com

 

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