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Ein an Nährstoffen reiches Kultur-Bad

REST DER WELT / BAD KISSINGEN

11/07/12 Zur Eröffnung am 21. Juni war Cecilia Bartoli da, sie ist Stammgast. Seit 27 Jahren ist der traditionsreiche Kurort Bad Kissingen im Sommer ein Zentrum klassischer Musik. Eindrücke vom zweiten Wochenende dieses hochkarätig besetzten Festivals.

Von Elisabeth Aumiller

Vom 21.Juni bis 22. Juli versammelt auch der diesjährige „Kissinger Sommer“ ein breit gefächertes Spektrum an programmatischer Vielfalt und eine Schar internationaler Künstler. Der Förderung junger Nachwuchstalente  gilt ebenso das besondere Augenmerk wie dem Glanz arrivierter Stars. Zentrum der Darbietungen ist der Regentenbau, der im nächsten Jahr sein 100-jähriges Bestehen  feiert, mit dem berühmten ganz aus Kirschbaumholz verkleideten und mit Ebenholzintarsien versehenen Max-Littmann-Saal.

Am zweiten Wochenende des Festivals feierte man Wolfgang Rihm zum 60. mit  einem „Happy-Birthday-Konzert“  mit unterschiedlichen Werken  des Komponisten. Das junge Münchner Streichtrio „Triple Strings“ mit Amy Park, Zheng Wen Xiao und Hendrik Blumenroth punktete mit feiner Wiedergabe der Musik für drei Streicher. Die Sopranistin Hanako Takahashi beeindruckte mit dem fabelhaft gestalteten Liederzyklus „Das Rot“, am Flügel Siegfried Mauser, der sich weiterer höchst virtuoser  Klavierstücke annahm und mit Bravour die Spielbarkeit des beinahe unspielbaren Œvres bewies. Komponist und Interpreten wurden mit anhaltendem Beifall belohnt.

Zeitgenössisches brachten auch die beiden Konzerte der „Kissinger Liederwerkstatt“. Eigentlich war das vor neun Jahren eine „Erfindung“ für Bad Reichenhall, aber nun fand die Liederwerkstatt schon zum fünften Mal in Bad Kissingen statt. Sie ist eines der Highlights des „Kissinger Sommers“. In diesem Jahr stand William Shakespeare als Textvorlage im Mittelpunkt, dessen Worte die sechs Komponisten Wilhelm Killmayer, Wolfgang Rihm, Alexander Goehr, Moritz Eggert, Kenneth Hesketh und Alexander Muno zu ihren sehr unterschiedlichen Lied- Vertonungen inspirierten.

Axel Bauni, der die künstlerische Gesamtleitung innehatte, Siegfried Mauser, Jan Philip Schulze und Moritz Eggert unterstützen am Klavier die Sopranistinnen Felicitas Fuchs und Anna Lucia Richter, den Countertenor Tim Severloh und den Bariton Hans Christoph Begemann. In beeindruckender Weise gestalteten die Interpreten die Liedkompositionen  und machten sie mit exquisitem stimmlichem und gestalterischem Einsatz zum faszinierenden Hörerlebnis.

Aufgemischt wurden die Uraufführungen mit Shakespeare-Vertonungen unter anderem von Schubert, Schumann, Haydn, Berlioz, Richard Strauss, Henry Purcell, Thomas Morley, Wolfgang Fortner, Aribert Reimann, Michael Tippett und Dmitri Schostakowitsch.

Der Nachwuchspflege widmete sich Silvana Bazzoni-Bartoli, Mutter und Lehrerin der berühmten Cecilia Bartoli. Im Abschlusskonzert ihrer Meisterklasse  brillierten die bravouröse polnische Koloratursopranistin Katarzyna  Dondalska, die bis in die viergestrichene Oktave zu turnen  und ebenso mit feinster Pianissimo-Kultur aufzuwarten verstand,  sowie die spielbegabte  deutsche Sopranistin Felicitas Fuchs, die mit schönen lyrischen Bögen phrasierte und die ausdrucksstark präsente rumänische Mezzosopranistin Ileana Mateescu. Der junge polnische Bariton Grzegorz Roskwitalski gefiel mit entwicklungsfähigem Material. Am Flügel die beflügelnde, ebenso einfühlsame wie energievolle Daniela Musca.

Sol Gabetta war gefeierte Cello-Virtuosin im Haydn-Konzert C-Dur Hob.VIIb:1 in der Münchner Gala  mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Pablo Heras- Casado. Und im zweiten Teil brillierten Christiane Karg, Christina Landshamer und Michael Schade, getragen vom vollmundigen Orchesterklang im Lobgesang Nr.2 B-Dur op.52 von Felix Mendelssohn –Bartholdy.

Auch im Orchesterkonzert des Deutschen Symphonieorchesters  Berlin unter der inspirierenden Leitung  von Tugan Sokhiev beeindruckte die orchestrale Klangqualität. Exquisit die Geigerin Lisa Batiashvili und der Cellist Truls Mørk mit dem Doppelkonzert von Johannes Brahms a-Moll op.102.  Farbenreichtum und dynamische Bandbreite zeigten Dirigent und Orchester bei Haydns „Londoner“ Symphonie D-Dur Hob. I:104 und den „Enigma-Variationen“ op.36 von Edward Elgar.

Mit der „Petite Messe Solenelle“ von Gioacchino Rossini  gefielen der feine Deutsche Kammerchor unter Leitung von Jörg Wöltche und das Solistenquartett Alexandrina Pendatchanska, Theresa Kronthaler, Daniel Behle und Daniel Kotlinski. Am Klavier waltete Semion Skigin, gelegentlich von Igor Levit verstärkt und etwas unauffällig bediente dazu Jan Hennig das Harmonium.

Der "Kissinger Sommer" dauert noch bis 22. Juli. - www.kissingersommer.de
Bilder: dpk - Elisabeth Aumiller

 

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