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Mit Cowboy-Stiefeln ins Berlinale-Rennen

REST DER WELT / BERLINALE

11/02/11 Die junge Mattie will den Mörder ihres Vaters finden und heuert dafür den raubeinigen, versoffenen Marshall „Rooster“ Cogburn (Jeff Bridges) an. Die Kult-Stars des amerikanischen Independent-Kinos, das Regie-Duo Joel und Ethan Coen, eröffneten am Donnerstag (10.2.) mit dem Western „True Grit“ die 61. Internationalen Filmfestspiele Berlin.

Von Renate Wurm

Mit köstlichen Dialogen und in der typisch lakonischen Coen-Manier verstehen es die beiden Brüder das Western-Genre wieder Salo(o)n-fähig zu machen. Es ist eine Neuinterpretation des Western-Klassikers „Der Marshall“ (mit John Wayne) aus dem Jahr 1969. Das unbedarfte Mädchen spielt die erst 14jährige Hailee Steinfeld entschlossen, mutig und ebenbürtig mit den alten Haudegen des Filmgeschäfts – ein Name, den man sich merken wird. Grandios wie immer Jeff Bridges, Oscar-Preisträger von „Crazy Heart“, der auch hier seine Rolle als Trunkenbold erfolgreich fortsetzt: Denn „leere Whiskey-Flaschen pflastern seinen Weg“. Der Film wurde bereits für zehn Oscars nominiert und wird gleich nach der Berlinale in den Kinos anlaufen.

Beim Studieren des Festival-Katalogs vermisst man auf den ersten Blick die Altmeister und Stammgäste des europäischen, amerikanischen und asiatischen Kinos. Festival-Direktor Dieter Kosslick hat bei seiner Auswahl einer jüngeren, weniger bekannten Generation von Regisseuren Platz eingeräumt. Nach der Jubiläumsausgabe des letzten Jahres wollte er „sich auf die Anfänge des Festivals besinnen.“ Dies ist einerseits sehr erfreulich, da man den Wettbewerb oft nur noch als Sprungbrett und Gratis-PR-Maschinerie für die anschließende Auswertung im Kino empfunden hat. Die Entdeckungen und Kleinode machte man eher in den Neben-Schienen „Panorama“ und „Forum“ aus. Aber andererseits ist der Konkurrenzkampf selbst für etablierte Festivals enorm groß geworden. So hat der härteste Berlin-Konkurrent Cannes bereits vor Beginn der Festivals seinen Eröffnungsfilm mit Woody Allen angekündigt und das Who-is-Who des Films präsentiert sich lieber an der sonnigen Croisette in Cannes oder am Lido von Venedig, auch wenn dort der Putz schon etwas von den Palazzi bröckelt.

Dennoch hat Berlin auch dieses Jahr seine Stars: Kevin Spacey, Demi Moore, Diane Kruger oder Ralph Fiennes werden dem roten Teppich alle Ehre erweisen. Wer aber das Rennen um den „Goldenen Bären“ machen wird, entscheidet die siebenköpfige internationale Jury unter dem Vorsitz von Isabella Rossellini, der u.a. auch die deutsche Schauspielerin und ehemalige Buhlschaft Salzburgs Nina Hoss angehört.

Auch die jüngste technische Kinoentwicklung hat Einzug in den Berlinale-Palast gehalten. Als europäische Premiere wird der 3D-Dokumentarfilm „Cave of Forgotten Dreams“ von Werner Herzog präsentiert. Mit Wim Wenders’ Tanzfilm „Pina“ über die im Herbst verstorbene Choreografin Pina Bausch und dem Animationsfilm „Les Contes de la Nuit“ (Tales of the Night) sind insgesamt drei 3D-Filme am Sonntag im offiziellen Programm zu sehen.

Aus Solidarität mit dem iranischen Regisseur Jafar Panahi, der in seinem Land zu sechs Jahren Haft und zu einem Berufsverbot für 20 Jahre verurteilt wurde, setzte die Berlinale politisch ein Zeichen für die Freiheit der Kunst. Der Filmemacher wurde symbolisch als Mitglied in die internationale Jury eingeladen. Zum Jahrestag der Iranischen Revolution, am 11. Februar, wird als Sondervorführung sein letzter Film “Offside“ (2006) gezeigt.

Auch vier österreichische Beiträge sind auf der Berlinale vertreten: die intelligente Nazi-Komödie „Mein bester Feind“ von Wolfgang Murnberger („Der Knochenmann“, „Silentium“) mit Moritz Bleibtreu und Georg Friedrich in der Hauptrolle, läuft außer Konkurrenz in der Wettbewerbs-Schiene. Das Erstlingswerk von Marie Kreutzer „Die Vaterlosen“ ist in der renommierten Panorama-Reihe vertreten. Im 41. Forum der Berlinale sind weiters die Wiederaufführung von Michael Pilz’ Langzeitbeobachtung „Himmel und Erde“ von 1982, einen fast fünfstündigen Filmessay über die Bewohner eines Bergdorfes in der Steiermark, und das Spielfilmdebut „Folge mir“ von dem Schweizer Johannes Hammel zu sehen.

Die Berlinale dauert bis 20. Februar. - www.berlinale.de
Bilder: Berlinale

 

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