Tulpen aus Brüssel und Gent

REISEKULTUR / BELGIEN / BLUMENKUNST

11/04/10 Mit Blumen, mit Tulpen speziell verbindet man als erstes die Niederlande. Aber auch Belgien gibt es gute Gelegenheiten für Kulturtouristen, Blumenduft zu schnuppern. Heuer ist ein gutes Jahr für florale Expeditionen dorthin. Im Fall der königlichen Gewächshäuser in Laeken kann man exotische Pflanzen und Architektur aus dem Eiffelturm-Zeitalter gleichzeitig auf sich wirken lassen.

Von Reinhard Kriechbaum

Wer sich vorher schlau machen will, muss eine Ehrfurcht einflößende Internetadresse eintippen, jene des belgischen Königshauses: www.monarchie.be. Eine so imperiale virtuelle Anschrift hat nicht jede botanische Schau.

So wie andere Sehenswürdigkeiten, die mit der belgischen Monarchie zu tun haben (etwa dem königlichen Palast in Brüssel) sind auch die königlichen Gewächshäuser im Brüsseler Vorort Laeken nicht jederzeit zugänglich. Für Laeken gilt es, ein dreiwöchiges Zeitfenster ab Mitte April zu treffen, heuer zwischen 15. April und 9. Mai.

Etwa einen Kilometer ist der Parcours durch die Königlichen Gewächshäuser lang, durch Glasgalerien und Pavillons voller Palmenriesen, Blumenteppiche und einer Vielzahl exotischer Pflanzen. Der Palmengarten zum Beispiel besteht aus einem breiten gläsernen Rundgang und einer Kuppel mit einer Höhe von 25 Metern, die von 36 Säulen getragen wird. In den Felswänden des Wintergartens blühen verschiedenfarbige Orchideen.  In der fast hundert Meter langen Orangerie gedeihen über zweihundert Jahre alte Zitrus- und Lorbeerbäume. Das viereckige Kongohaus verdankt seinen Namen der ehemaligen belgischen Kronkolonie Kongo. Hier gibt es die Laekener Kameliensammlung, die heute als älteste und wichtigste Sammlung dieser Größenordnung gilt.

König Leopold II. erteilte 1873 seinem Hofarchitekten Alphonse Balat den Auftrag für den Bau der Königlichen Wintergärten. Für den Herrscher eines - gemessen an der Größe des Mutterlandes - höchst ansehnlichen Kolonialreiches war der Bau dieser Gewächshäuser natürlich ein Prestigeprojekt. Die Idee entsprang aber auch Leopolds Leidenschaft für exotische Pflanzen. Im benachbarten Schloss Laeken verbrachte Leopold II. auch seine letzten Lebensjahre. Nach seinem Tode, so verfügte er, sollten die Gewächshäuser der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Mit einem Eintrittspreis von nur 2,50 Euro ist der Besuch beinah ein Schnäppchen.

Noch viel länger als die königlichen Gewächshäuser gibt es die "Genter Floralien". Diese internationale Blumen- und Pflanzenschau findet heuer bereits zum 34. Mal statt. Die erste Pflanzenausstellung in Gent fand bereits im Jahr 1809 statt. Die erste große Ausstellung, die später als “Floralien” bezeichnet werden sollte, wurde 1839 statt. Der Name “Floralien” wurde zum ersten Mal für die Ausstellung von 1873 verwendet.

Nur alle fünf Jahre kann man die "Genter Floralien" bewundern, heuer ist es wieder so weit (von 17. bis 25. April). 4,5 ha überdacht - damit sind die Messehallen von Gent ("Flanders Expo") wohl der größte überdachte Garten weltweit. 305 Aussteller nehmen teil. Der zwei Kilometer lange Rundgang führt entlang aufwändig gestalteter Blumenbeete, Pflanzenskulpturen, Springbrunnen und Teichanlagen. Die ausländischen Teilnehmer kommen aus China, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Kenia, Italien, Japan, Kanada, den Niederlanden, Südafrika, Schweden und den Vereinigten Staaten. Veranstalter ist  die Königliche Gesellschaft für Landwirtschaft und Pflanzenkunde.

Ebenfalls eine gute Adresse im April ist der 14 ha große Park von Schloss Groot-Bijgaarden. Anderthalb Millionen Blumenzwiebel wurden hier im Herbst gepflanzt, in den ersten Frühlingswochen sollen an die fünfhundert verschiedene Frühlingsblumen sprießen. Allein auf die Tulpen entfallen schon ungefähr 300 Arten, die sich nach Blütezeit, Blütenform, Blütenanzahl etc. unterscheiden. Es sind auch viele Narzissen- und Hyazinthen- sowie Lilienarten zu sehen.

Europa hat übrigens die Entdeckung der Tulpe einem Flamen zu verdanken. 1593 erspähte der Botschafter D. Busbecq in den Gärten des Palastes in Konstantinopel eine Tulpe. Er schickte einige Zwiebel seinem niederländischen Freund und Leiter des Botanischen Gartens in Leiden, Carolus Clusius. Die Blume wurde in den Niederlanden bald sehr bekannt und beliebt und gilt heute sogar als Symbol für das nördliche Nachbarland Flanderns.

Und wenn sich eine reise im Frühjahr nicht mehr ausgeht? Von 14. bis 17. August wird es eng auf der Grand Place in Brüssel, denn da breiten Genter Blumenzüchter traditionellerweise einen riesigen Blumenteppich aus. Alle zwei Jahre macht das Blütenmeer dem beispiellos schönen Grote Markt mit seinem gotischen und Renaissance-Baubestand mächtig Konkurrenz.

Touristische Informationen:
Genter Floralien, 17. bis 25. April 2010 in den Messegebäuden von Flanders Expo (Sint-Denijs-Westrem), täglich von 8 bis 18:30 Uhr. Eintrittspreis 20 Euro. - Eintrittskarten: www.floralien.be
Königliche Gewächshäuser Brüssel, 15. April bis 9. Mai 2010. Schloss Laeken, Koninklijk Parklaan, Brüssel. Di, Mi, Do: 9:30 - 16 Uhr. Fr: 13-16 & 20-22 Uhr, Sa, So: 9:30-16 und 20-22 Uhr. Mo geschlossen. - Eintrittspreis 2.50 Euro. - www.monarchie.be
7. Internationale Blumenausstellung im Schloss Groot-Bijgaarden bei Brüssel. Bis 6. Mai 2010, täglich 10-18 Uhr. Van Beverenstraat 5, 1705 Groot Bijgaarden bei Brüssel. Eintrittspreis 10.- Euro. - www.kasteelgrootbijgaarden.be
Allgemeine Informationen für Flandern-Reisen in Österreich: Tourismuswerbung Flandern - Brüssel, Mariahilfer Straße 121 b, A-1060 Wien, Tel. 01 596 06 60. - www.flandern.at
Bilder: www.flandern.at / Toerisme Vlaanderen, A. Kouprianoff (1); Olivier Polet (1); Groot Bijgaarden (1); Toerisme Vlaanderen, Niewenhoff (1)