Herausforderung und Orientierung

UNIVERSITÄT / THEOLOGIE INTERKULTURELL

21/10/16 Seit zehn Jahren gibt es das „Zentrum Theologie Interkulturell und Studium der Religionen“ an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg.

Dieser Forschungs- und Studienbereich stehe angesichts aktueller Entwicklungen wie Pluralisierung, Migration, Globalisierung und Armut vor großen Herausforderungen, die in theologisch-wissenschaftlicher aber auch gesellschaftlicher Hinsicht Orientierungsprozesse anstoßen sollen: Dies war der Grundton bei den Reden zum Jubiläumsfest.

Franz Gmainer-Pranzl leitet das Zentrum Theologie Interkulturell. Die Themen zur Zeit der Gründung des Zentrums seien nach wie vor die Herausforderungen der gegenwärtigen Theologie, konstatiert der Theologe. Allerdings verortete er auch die Notwendigkeit einer Schärfung des Profils: „Die Politisierung von Religion bzw. Kulturalisierung von Politik, die sich in den letzten Jahren massiv verschärft hat, die Instrumentalisierung von Religion für rechtspopulistische Politiken sowie die massive Zunahme nationalistischer, xenophober und identitärer Diskurse fordert heraus, die Analyse von Identitäts-, Kultur- und Religionsanalysen noch mehr im Zusammenhang mit politischen Entwicklungen in Europa zu sehen und die wissenschaftliche Auseinandersetzung auch als gesellschaftskritischen Beitrag zu verstehen.“

Zudem sei zunehmend eine Interdisziplinarität gefordert, so Gmainer-Pranzl. Sein Fachbereich sei aufgrund seiner interreligiösen, interkulturellen und interdisziplinären Kompetenz gefordert, einen Beitrag zu globalen Problemlösungen zu leisten. Ähnlich sieht das der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg, Dietmar Winkler. Das „Zentrum Theologie Interkulturell und Studium der Religionen“ reagiere „quasi als Verkörperung des Fakultätsschwerpunktes“ auf die veränderte gesellschafts- und religionspolitische Lage. Der Kirchenhistoriker sieht hierin vor allem einen Auftrag: „Wir können nicht einfach so tun, als würden wir nach wie vor in unserer vermeintlichen pfarrlichen Vertrautheit verweilen können und diese konservieren, ohne das Spannungsfeld von Ortskirche und Weltkirche, von lokalen Kontexten und Globalität zu erkennen.“ Letztlich gelte es, „den Anspruch der christlichen Botschaft in einer religiös pluralen und konflikthaften Welt zu reflektieren und die jeweiligen politischen, sozio-kulturellen und ökonomischen Kontexte wahrzunehmen“. Der Dialog der Religionen „muss dabei integraler Bestandteil sein“.

Den Festvortrag hielt die evangelische Theologin Claudia Jahnel. Sie ist Privatdozentin für Religions- und Missionswissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Interkulturelle Theologie im 21. Jahrhundert habe angesichts „vielfältiger Pluralisierungen innerhalb der weltweiten Ökumene“ und „machtvoller Globalisierungsprozesse“ nicht nur „ein enormes Forschungsfeld vor sich“, sondern stünde auch „vor der eminent wichtigen Aufgabe, durch ihre Arbeiten im Zwischenraum zu Orientierung und vor allem zu Verständigungsprozessen beizutragen“. (Erzdiözese Salzburg)

Bild: EDS