Was tun mit dem Barbier?

HINTERGRUND / IL BARBIERE DI SIVIGLIA 

30/05/22 „Nein, oberflächlich ist eine Komödie nicht“, sagt Rolando Villazón. Er inszeniert Rossinis Il barbiere di Siviglia für die Pfingstfestspiele. Die musikalische Leitung hat Gianluca Capuano. „Die Komödie zeigt die Extreme aller Probleme des Menschen. Der Clown verliert immer.“

Von Anne Zeuner

„Der Clown hat keine vierte Wand, spielt permanent direkt mit dem Publikum.“ In seinem Verlieren aber ist der Clown am Ende der Gewinner, denn er macht immer weiter, versucht immer wieder die Regeln neu festzulegen, auch wenn er im Chaos unterzugehen scheint.“ Genau eine solche Figur fügt Rolando Villazón seiner Inszenierung hinzu: Arturo Brachetti gilt als Meister der Verwandlungskunst. Der Regisseur verlegt die Handlung von Rossinis Oper in die 1930er Jahre. Eine Inspiration sei Woody Allens Film The Purple Rose of Cairo gewesen. „Es gibt Videoszenen mit den Sängern zu sehen. Die Action aber passiert auf der Bühne, das lebendige Theater steht im Vordergrund“, sagt Rolando Villazón.
Siebenhundert Vorstellungen von Il barbiere di Siviglia werden jährlich auf den Bühnen der Welt gegeben, erzählt der Dirigent Gianluca Capuano. Er leitet das Ensemble Les Musiciens du Prince – Monaco. Jeder habe sofort eine Melodie im Ohr bei dieser Oper. „Was können wir also tun mit diesem Barbiere?“ Seine Antwort: „Das Orchester spielt auf Originalinstrumenten. Das wird im Belcanto leider nur sehr selten gemacht.“ Ziel sei es, der Oper dadurch ein neues Kleid zu geben – ähnlich wie die zusätzliche Figur – Arnoldo – das tue.

„Die historischen Instrumente verleihen der Musik eine neue Art der Artikulation, sie korrespondieren mit der Sprache der Sänger“, sagt Gianluca Capuano. Der Klang werde dadurch nicht unbedingt „besser“, aber anders. „Die Streicher spielen auf Saiten aus Darm statt aus Metall, ein lebendiger Stoff.“ Durch das Spielen auf Originalinstrumenten, „können wir zum Beispiel ein wahres pianissimo spielen, wodurch wiederum die Sänger filigraner singen können“, so Capuano. Auch die Tempi könne man „richtiger“ spielen. „Als Sänger hat man viel mehr Raum für Farben“, ergänzt Rolando Villazón. Man habe zum Beispiel Zeit zum Lachen während des Singens, habe mehr Möglichkeiten für das Schauspiel.

„Improvisation“ ist ein weiteres Stichwort für Gianluca Capuano. „Wie kann man Kreativität schaffen in einem Text, der festgelegt ist?“ Er schaffe Kreativität vor allem zwischen den Noten, „Das, was wir auf der Bühne sehen, sollten wir auch hören können.“ So höre man in den Rezitativen immer wieder Improvisationen und Zitate aus den eingespielten Videos. „Es ist ein Spiel zwischen Rolando Villazón und mir, das sicher auch dem Publikum sehr viel Spaß machen wird“,meint der Dirigent. Rossini selbst habe im Übrigen fast keines der Rezitative selbst geschrieben. „Er hatte dafür keine Zeit, daher haben es seine Schüler für ihn komponiert“, sagt Gianluca Capuano.

Er sei von Tag eins an bei den Proben dabei gewesen und habe so von Anfang an eine „Idee für den Klang im Saal bekommen“, erzählt der Dirigent. Auch sei es „eine tolle Fügung, dass Rolando Villazón nicht nur Regisseur, sondern auch ein toller Musiker ist, der viel Gefühl für das musikalische Timing in die Arbeit einfließen lasse“. Das Haus für Mozart sei übrigens der perfekte Raum für Originalinstrumente.

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Bilder: SF / Anne Zeuner