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Der aufgebockte Don Quixote

OSTERFESTSPIELE / STAATSKAPELLE / ESCHENBACH

14/04/14 Der Musikbetrieb hat über Richard Strauss‘ Symphonische Dichtung „Don Quixote“ das Urteil gesprochen. Selten nur wird sie noch aufgeführt. Aber Cellisten halten das knapp vor der Wende zum 20. Jahrhundert entstandene Stück unverdrossen für Musik. Bietet es doch die Möglichkeit, sich effektvoll als Solist zu offerieren.

Von Reinhard Kriechbaum

Gautier Capuçon hat sich im ersten Orchesterkonzert der Osterfestspiele am Sonntag (13.4.) gleich auf einem extra Podium aufbocken lassen vor der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Da macht das „Thema ritterlichen Charakters“ gleich doppelt viel her. Wenn auch mit ein bisserl viel Vibrato-Selbstbewusstsein, hat Capuçon (er ist ja auch ein geeichter Kammermusiker) doch mit der Konzertmeisterin Yuki Manuela Janke innigen Kontakt gehalten. Ungerecht, dass der Ton-Geber für Sancho Panso – der Solobratschist Michael Neuhaus – nicht auch nach vorne hat dürfen.

Aber eigentlich haben in diesem lautmalerischen Stück ja alle ihre Soli, die Damen und Herren an den ersten Pulten, und die Solobläser sowieso, bis hinunter zur Basstuba und zum Kontrafagott. Die wundersamen Dulcinea-Melodeien der Oboistin Céline Moinet dürfen keinesfalls unter den Tisch fallen. Richard Strauss hat sich 1897, als ihm klar wurde, dass die Orchestersprache des 19. Jahrhunderts allmählich an ihr Ende kam, beherzt drangemacht, neue Farben anzurühren. Mit dem plakativen Illustrieren ist Strauss dann schon ziemlich weit übers Ziel hinausgeschossen, aber ein historischer Eckstein hinsichtlich der Orchestrierkünste ist der „Don Quixote“ natürlich. Und drum gehört er im Gedenkjahr für den Komponisten auch aufgeführt. Vielleicht ginge es ja ein wenig feinsinniger als an diesem Abend unter der Leitung von Christoph Eschenbach.

Die weitere Strauss-Dosis am Sonntag: „Don Juan“, sinnlich, ja wollüstig ausgespielt mit aller Kompetenz, wie sie die Staatskapelle mitbringt. Als Bonus-Track gab‘s dann noch den „Tanz der sieben Schleier“ aus der „Salome“ (die die Staatskapelle als eine von elf Strauss-Opern uraufgeführt hat). 1888, 1898, 1905: erhellende Haltepunkte im Schaffen des Komponisten.

Die Orchester-Offerte bei den Osterfestspielen sind rechte Pasticcio-Programme, und so gab es an diesem Abend eingangs Mozarts Ouvertüre zu „Don Giovanni“ (nennen wir die Wiedergabe: kompakt) und danach ein Stück von Wolfgang Rihm, das den Vergleich zu den Strauss’schen Tonmalereien nicht zu scheuen braucht. In „Verwandlung 2. Musik für Orchester“ ging es Rihm um ein postmodernes Vexierspiel: Da gleitet scheinbar Vertrautes am Ohr vorbei, ohne sich wirklich zuordnen zu lassen oder sich verfestigen zu können. Irgendwie entschwirrt jede Phrase, löst sich sozusagen unter der Hand auf, Neues wird eingeführt um sich auch gleich wieder zu verflüchtigen. Und das aber nicht traumhaft-sirrend, sondern recht handfest und musikantisch. Gar nicht schlecht, die Nachbarschaft dieses Stücks zum „Don Quixote“.

Dieses Konzert wird am Ostersonntag (20.4.) um 19 Uhr wiederholt, steht dann am Ende des zweiten Zyklus der Staatskapelle Dresden. – www.osterfestspiele-salzburg.at
Bild: Osterfestspiele / Matthias Creutziger

 

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