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Der Direktor, ein leidenschaftlicher Lehrer

SOMMERAKADEMIE MOZARTEUM / INTERVIEW

13/07/16 „Das Wichtigste ist, dass die Kurse und die Atmosphäre stimmen, die Studierenden und die Unterrichtenden einander bereichern und sich miteinander wohl fühlen – und dass die Sommerakademie für sie alle weiterhin attraktiv bleibt.“ Wolfgang Holzmair, der Leiter der Internationalen Sommerakademie Mozarteum, im Gespräch mit DrehPunktKultur.

Von Heidemarie Klabacher

„Diese Zahlen sind unglaublich, und sie werden noch steigen, denn für die zweite und dritte Kursperiode könnte man sich ja noch anmelden“. Derzeit halte man bei sensationellen 1260 Kursbelegungen, was aber auch daran liege, so Wolfgang Holzmair, der die Sommerakademie zum zweiten Mal leitet, dass einzelne Studenten Zusatzkurse wie Yoga buchen. Diese Zahlen steigen seit Jahren.

Dabei ist unbegrenztes Wachstum keineswegs das Ziel von Wolfgang Holzmair, der – im Gegenteil – das Angebot behutsam zu reduzieren gedenkt: „Ich möchte das Kursangebot um gut zehn Kurse runter bringen. Mir ist wichtig, dass wir unsere Qualität beibehalten. Dabei muss man vorsichtig sein und darf nicht nur anbieten und anbieten. Unsere künstlerische Qualität ist gut, aber ab einer gewissen Zahl an Anmeldungen ist das Ganze nicht mehr so leicht adminstrierbar.“ Im Jubiläumsjahr 2016 - „100 Jahre Sommerakademie Mozarteum“ - sei es schön, „dass besonders viele kommen und mit uns feiern“. Künftig sollen aber tausend Anmeldungen die absolute Obergrenze sein.

Dafür wolle er das Angebot inhaltlich erweitern, so will Holzmair künftig jedes Jahr einen Drigierkurs anbieten. „Und ich wünsche mir ein eigenes kleines Kammerorchester aus Mitgliedern der Sommerakademie, mit dem man Haydn und Mozart spielen kann.“ Er sei mit der Idee auch schon auf „positives Echo gestoßen“.

Besonders gefragt bei den Studenten aus aller Welt sind die Klavier- und Geigenkurse. Mit dreihundert bzw. 305 Anmeldungen sei das Interesse heuer ausgewogen, bisher war Klavier führend. In der Sparte Lied und Gesang liegen 190 Anmeldungen vor. „Was mich sehr freut, sind Bratsche mit fünfzig und Cello mit neunzig Anmeldungen.“ Dazu kommen kleinere Kurse etwa mit dem Gitarristen Eliot Fisk und Zaira Meneses, mit dem Fagottisten Milan Turkowić, der im Jubiläumsjahr wieder zurückkommt, mit dem Klarinettisten Andreas Schablas oder mit dem Komponisten Georg Friedrich Haas. Auch der Flötist Peter Lukas Graf, der über dreißig Jahre Kursleiter war, „gehört noch einmal dazu“.

Der Intensivkurs für Hochbegabte sei ausgeweitet worden und umfasse erstmals einen Kurs mit Klemens Vereno, „der ein bisschen Theorie spielerisch vermitteln wird“. Für drei Kurse sind vierzig Kinder und junge Leute angemeldet. Die Ausweitung des Hochbegabten-Kurses gehöre schon zu seinen grundsätzlichen strukturellen Änderungen und Angebots-Schärfungen, sagt Wolfgang Holzmair. Weitere Änderungen seinen erstmals bereits im Vorjahr passiert, etwa das Einziehen einer Obergrenze bei den einzelnen Instrumental-Kursen bei 24 Teilnehmern. Dass die Professoren jeden Schüler persönlich unterrichten müssen und nicht mehr mit Assistenten arbeiten dürfen, war eine der ersten Änderungen in der „Ära“ Holzmair.

Die Lehrenden durften sich ihre Studierenden schon immer vorher „aussuchen“. Dazu gab und gibt es am ersten Kurstag „Auditions“. Um Enttäuschung, Tränen und Abreisen nach vergeblicher Anreise zu vermeiden, hat Wolfang Holzmair eine weitere Neuerung eingeführt: Die Interessenten können mit ihrer Anmeldung Youtube-Auftritte oder Bewerbungs-CD einschicken und damit die Lehrer ihre Schüler schon frührer auswählen: „Das hilft, traurige Gesichter vermeiden.“

Er selber, so der Bariton Wolfgang Holzmair, werde heuer einen einwöchigen Lied-Kurs halten. „Im Vorjahr war es ein zweiwöchiger Kurs und das war neben der Leitung zuviel.“ Er wolle nämlich auch ein wenig Zeit haben, um in Kursen seiner Kolleginnen und Kollegen zuzuhören. Nicht um zu kontrollieren, wie er betont, sondern um zu lernen: „ Ich bin ein leidenschaftlicher Lehrer. Und ich habe offensichtlich die Fähigkeit , mich in die anderen hineinzudenken.“ Er sei gerade von einem Meisterkurs in Quebec zurückgekommen, wo er wunderbare Augenblicke – ja Freudentränen – erlebt habe, weil junge Leute erkannt hätten, „dass sie mehr leisten konnten, als sie je meinten, leisten zu können“.

Er habe in den letzten Tagen, erzählt Wolfgang Holzmair, „so liebe Mails“ bekommen, in denen sich die Teilnehmer dafür bedankt hätten, auf welch hoher menschlicher Ebene sein Unterricht passiert sei - ganz ohne Zwang oder Druck. „Wenn man als Professor für eine Klasse in einer Institution verantwortlich ist, und die jungen Leute dann zur Prüfung gehen müssen, muss man leider muss auch mal der Zuchtmeister sein.“ Er selber versuche das, so der Liedprofessor am Mozarteum, auch in seiner regulären Klasse zu vermeiden. Aber in einer Meisterklasse unterrichte er ganz besonders auf der menschlichen Ebene des sich Hineindenkens in den jungen Menschen. „Da steht auch nicht immer im Vordergrund, dass jemand ein Sänger werden, sondern dass Kunst bereichern soll.“

Die Sommerakademie der Universität Mozarteum beginnt am Sonntag (17.7.) um 13 Uhr mit einem Tag der Offenen Tür und bietet ein umfangreiches Konzertprogramm. Im Foyer des Mozarteums, Mirabellplatz 1, ist die Ausstellung „100 Jahr Sommerakademie“ zu sehen – www.moz.ac.at
Zum Vorbericht über das Konzertprogramm Das kleine Ich bin ich – und viele andere

Bilder: Universität Mozarteum

 

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